Der Übermaler: Arnulf Rainer wird 95

Der österreichische Maler zählt nach wie vor zu den wichtigsten Künstlern weltweit.
Enzenkirchen Arnulf Rainer, am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien geboren, feiert am Sonntag seinen 95. Rainers Werdegang begann mit surrealistischen und informellen Ansätzen. In den frühen 1950er Jahren entwickelte er die für ihn typischen Übermalungen, in denen er eigene und fremde Bilder, Selbstporträts oder Fotografien radikal überarbeitete. Seine Arbeiten, insbesondere die Verdeckung religiöser Symbole, lösten anfangs heftige Kontroversen aus. So wurde er 1961 in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines preisgekrönten Bildes gerichtlich verurteilt. Doch verschiedene Institutionen ehrten ihn später mit Ehrendoktorwürden und Aufträgen. „Bei mir ist es keine Negation, sondern ich versuche, etwas lebendiger zu machen“, erklärte Rainer einmal den Sinn seiner Übermalungen.

Rainer studierte kurz an der Akademie für angewandte und bildende Kunst, brach das Studium aber nach Konflikten ab. 1950 gründete er mit Ernst Fuchs, Arik Brauer und anderen die „Hundsgruppe“ und wurde bald zum zentralen Künstler der „Galerie nächst St. Stephan“. Ab 1963 arbeitete er in Ateliers in Berlin, München, Köln und Wien, wo ihm das Museum des 20. Jahrhunderts 1968 die erste Retrospektive widmete. 1977 nahm er an der documenta 6 teil, 1978 vertrat er Österreich auf der Biennale in Venedig.

Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Große Österreichische Staatspreis (1978) und der Aragon-Goya-Preis (2005). Rainer war der erste nicht-spanische Künstler, der diese Auszeichnung erhielt. In den internationalen Kunstrankings zählt er nach wie vor zu den wichtigsten Künstlern, und seine Werke wurden in renommierten Häusern wie dem Centre Pompidou, dem Guggenheim Museum oder der Pinakothek der Moderne gezeigt. Maßstäbe setzte die Retrospektive „Arnulf Rainer. abgrundtiefe. perspektiefe. 1947-1997“ in der Kunsthalle Krems.

Von 1981 bis 1994 war Rainer Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ein schwerer Skandal erschütterte diese Zeit: 36 seiner Werke wurden im Akademie-Atelier übermalt und beschädigt. Der mutmaßliche Täter, ein ehemaliger Student, nahm sich später das Leben. Rainer ließ sich daraufhin auf eigenen Wunsch emeritieren.

Rainer interessiert sich besonders für Art Brut und Werke von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Seine umfangreiche Sammlung zeugt davon. Seit 2009 widmet ihm seine Heimatstadt Baden das Arnulf Rainer Museum im ehemaligen Frauenbad. Hier werden immer wieder Aspekte seines Schaffens beleuchtet und Bezüge zu anderen Künstlern hergestellt.
![APA18134702-2 – 30042014 – WIEN –
STERREICH: ZU APA-TEXT CI – Der Knstler Arnulf Rainer whrend der Prsentation der “Sacher Artists’ Collection” am Mittwoch, 30. April 2014, in Wien. Rainer ist der sechste sterreichische Knstler, der exklusiv fr die Sacher “Artists’ Collection” zum Pinsel griff und die edlen Holz-Kistchen, in denen die Sacher-Torte verpackt ist, […]](/2024/12/ABD0039-20140430-1-768x610.jpg)
Rainer lebt heute zurückgezogen im oberösterreichischen Enzenkirchen. Trotz seines Alters bleibt er eine prägende Figur der internationalen Kunstgeschichte, dessen Werk die Grenzen der Malerei und des Ausdrucks immer wieder neu auslotet.