Maria Müller: die Kraft hinter Kultur.LEBEN

Kultur / 13.12.2024 • 14:39 Uhr
Maria Müller
Maria Müller engagierte sich mehr als 30 Jahre für Kinder in Rumänien und später in Äthiopien.bludenz

“Der Erfolg war ein gemeinsamer und gemeinsam haben wir viel bewegt”.

Bludenz In einer bewegenden Laudatio dankte Klaus Maria Brandauer in der Bludenzer Remise der scheidenden Initiatorin von Kultur.LEBEN, Maria Müller. Sie hat gemeinsam mit vielen Künstlern hunderten Kindern in Rumänien und später auch in Äthiopien eine Zukunft gegeben und wird nun etwas kürzer treten.

Was waren für Sie persönlich die bewegendsten Momente dieser Reise?

Es gab sicherlich viele schöne, spannende und bewegende Momente mit den Künstlern. Das eindrücklichste Erlebnis war aber sicherlich die Reise mit Peter Klinger nach Rumänien, wo ich unsagbares Leid von Kindern gesehen und erlebt habe. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Besuch in einem Krankenhaus, wo kranke Kinder in einem Saal angekettet waren. Das war unvorstellbar traurig und hat mich tief getroffen. Damals habe ich mir geschworen: Solange ich etwas tun kann, setze ich mich für diese Kinder ein. Nach dem EU-Beitritt Rumäniens verlagerte sich die Caritas-Hilfe nach Äthiopien, wo durch die Waisenhäuser von Hanna Teshome wiederum Kinder, deren Eltern an HIV/Aids verstorben sind, ein neues Zuhause finden.

Wie kam es ursprünglich zu der Idee, Kultur und soziales Engagement auf diese Weise zu verbinden?

Anlässlich einer Ausstellung im Klostertal-Museum habe ich als Sammlerin alter Puppen diese an das Museum verliehen. Der Besucher-Andrang war damals sehr groß und wir hatten die Idee, die Ausstellung mit einem kulturellen Rahmenprogramm zu verknüpfen und zu Abendveranstaltungen einzuladen. Mit den Wienern Symphonikern, Michael Köhlmeier und Robert Schneider hatten wir gleich Publikumsmagneten für die Idee begeistern können. Nach Abschluss der Ausstellung haben die Bürgermeister der Region den Wunsch an mich herangetragen, ob ich diese Benefizreihe nicht fortsetzen könnte und somit war Kultur.LEBEN geboren.

Inwiefern hat sich das kulturelle und soziale Engagement von Kultur.LEBEN über die Jahre entwickelt?

Die Veranstaltungen sind mehr geworden – jährlich wurden 17 bis 20 Konzerte, Vorträge, Lesungen und Kabarett-Abende in Bludenz sowie in Nüziders organisiert, dadurch sind auch die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten mehr geworden. Insgesamt war Kultur.LEBEN eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Für die Region, weil ihr Kulturbudget nicht belastet wurde und sie tolle Veranstaltungen anbieten konnten, für die unterstützten Kinder in Äthiopien und natürlich für die Besucherinnen, die in den Genuss von tollen Veranstaltungen gekommen sind. Der große Dank gilt natürlich den Künstlern, die honorarfrei aufgetreten sind.

Welche besonderen Herausforderungen gab es bei der Organisation und Umsetzung von Projekten in Ländern wie Rumänien und Äthiopien?

Die Caritas arbeitet hier eng mit lokalen Partner-Organisationen und dem Caritas-Netztwerk vor Ort zusammen. Herausforderungen galt es keine zu meistern – wie hatten die Chance, durch Kultur einen Beitrag für die Fixkosten dieser gut funktionierenden Hilfsprojekte zu leisten. Herausfordernd in der Organisation war jene Künstler nach Bludenz und Nüziders zu bringen, die gerade aktuell sind. Von Agenturen wird man oft schnell abgewiesen und teilweise war ich Jahre dran, bis ich einen persönlichen Kontakt zu einem Künstler hatte. Aber ich bin bekannt dafür, dass ich nicht lockerlasse, bis ich dieses Ziel erreicht habe.

Was hat Sie all die Jahre motiviert, Kultur.LEBEN fortzusetzen?

Es war wohl die Möglichkeit zu helfen und dass man gesehen hat, was mit dem Geld passiert. Hanna Teshome hat mir zu meinem Abschied auch noch eine Video-Grußbotschaft geschickt, das hat mich sehr gefreut.

Wenn Sie auf die über 30 Jahre zurückblicken, welche Botschaft möchten Sie an das treue Publikum und die zahlreichen Künstler richten, die die Reihe unterstützt haben?

Das ist wohl ein großes „Danke“. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen diese Idee mitgetragen haben. Das Publikum ebenso wie Künstlern und Sponsoren. Der Erfolg war ein gemeinsamer und gemeinsam haben wir viel bewegt!