Vierhändige Klaviermusik der Superlative

Kultur / 27.01.2025 • 14:35 Uhr
Martha Argerich Darío Ntaca
Martha Argerich und Darío Ntaca zeigten die vielfältigen Möglichkeiten des vierhändigen Zusammenspiels.andreas marte

Martha Argerich und Darío Ntaca brillieren in der Tonhalle St. Gallen.

St. Gallen Ein Abend der besonderen Art erwartete das Publikum am Samstag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Tonhalle St. Gallen. Im Rahmen des vierten Meisterzyklus-Konzerts präsentierten die beiden Ausnahmepianisten Martha Argerich und Darío Ntaca ein Programm, das die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenspiels von vier Händen und zwei Klavieren in ihrer ganzen Pracht zur Geltung brachte. Bereits in der Pause belohnte das Publikum die beiden Künstler mit stehenden Ovationen – ein unmissverständliches Zeichen der Begeisterung und Wertschätzung.

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Das Spiel der Pianistin verbindet nach wie vor Präzision und Emotion in seltener Perfektion. CHRIS KLEPONIS / AFP

Die lebende Klavierlegende Martha Argerich, die am 5. Juni 84 Jahre alt wird, bewies einmal mehr, dass weder ihr feuriges Temperament noch ihre makellose Technik an Strahlkraft eingebüßt haben: Das Spiel der kürzlich mit der «Légion d’honneur», der höchsten Auszeichnung des französischen Staates, ausgezeichneten Pianistin verbindet nach wie vor Präzision und Emotion in seltener Perfektion und haucht jeder Note Leben ein. An ihrer Seite überzeugte Darío Ntaca, Pianist und Dirigent, mit dem Argerich seit über 25 Jahren im Klavierduo auftritt. Die aus Buenos Aires stammenden Künstler verbindet seit ihrer Begegnung in Paris vor vier Jahrzehnten eine enge Freundschaft – eine Symbiose, die an diesem Abend in jeder Phrase spürbar war.

Martha Argerich Darío Ntaca
Für die beiden Pianisten gab es bereits zur Pause Standing Ovations. andreas marte

Den Auftakt bildete Claude Debussys „Petite Suite“ für Klavier zu vier Händen. Mit Leichtigkeit und impressionistischem Klangzauber entführte das Duo das Publikum in die Welt des französischen Fin de Siècle. Die poetischen Miniaturen, inspiriert von Alltagsszenen und Naturbildern, wurden mit filigraner Eleganz interpretiert, die Debussys subtile Melodik und rhythmische Raffinesse meisterhaft zur Geltung brachte.

Martha Argerich Darío Ntaca

Es folgte Sergej Rachmaninows Suite Nr. 1 für zwei Klaviere op. 5, auch bekannt als „Fantaisie (Tableaux)“. Dieses von russischer Romantik und poetischen Bildern geprägte Werk erforderte sowohl technische Brillanz als auch emotionale Tiefe. Argerich und Ntaca meisterten die komplexen Klangdimensionen mit einer beeindruckenden Bandbreite, die von zarter Melancholie bis zu dramatischen Ausbrüchen reichte. Der musikalische Dialog der beiden Pianisten wurde zu einem der Höhepunkte des Abends.

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Nach der Pause wandte sich das Duo Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate für Klavier zu vier Händen in D-Dur KV 381 zu. Das ursprünglich für den Hausgebrauch geschriebene Werk sprüht vor tänzerischer Leichtigkeit und harmonischer Eleganz. Mit erfrischender Klarheit und spürbarer Spielfreude unterstrich das Duo Mozarts spielerische Perfektion und seine Liebe zur Kammermusik. Den krönenden Abschluss des Abends bildete Rachmaninows Suite Nr. 2 für zwei Klaviere op. 17 – ein Werk, das orchestrale Fülle mit rhythmischer Raffinesse verbindet. Die vier Sätze entfalteten eine emotionale und technische Intensität, die das Publikum in Atem hielt. Besonders der zweite Satz, die „Valse“, zeichnete sich durch anmutige Leichtigkeit und dynamische Kontraste aus und schuf einen magischen Moment, der das Publikum in Staunen versetzte. Mit lang anhaltendem Applaus und erneut stehenden Ovationen verabschiedete das Publikum die beiden Ausnahmekünstler.