Ursula Krinzinger feiert 85. Geburtstag

Die Ausstellung von Gottfried Bechtolds Beton-Porsche in Bregenz löste 1971 einen Skandal aus.
Wien/Bregenz Die Vorarlberger Galeristin Ursula Krinzinger feierte am vergangenen Samstag ihren 85er. “Der Geburtstag ist mir nicht so wichtig. Nächstes Jahr wird die Galerie 55 Jahre alt. Das wird dann richtig gefeiert.” 1971 eröffnete die gebürtige Bregenzerin die Galerie Krinzinger in ihrer Heimatstadt, seit 1986 ist die Galerie in Wien. Seit Beginn war sie so international orientiert wie niemand sonst am heimischen Kunstmarkt. Auch diesmal war sie bis kurz vor ihrem Geburtstag im Ausland.
Von der Islamic Arts Biennale in Jeddah ging es nach AlUla mitten in der Wüste, wo nicht nur der Tourismus, sondern auch ambitionierte Kunst- und Museumsprojekte entwickelt werden. “Dort sind unglaubliche Projekte im Entstehen. Der König hat seine Liebe zu Kunst und Kultur entdeckt. Saudi-Arabien wird sicher in Zukunft in der Kunst eine Rolle spielen”, sagt die Galeristin. “Es wird sehr viel im Mittleren Osten passieren. Im Guten”, lautet ihre Prognose in einem Apa-Interview.

Seit langem ist Krinzinger auf den großen internationalen Kunstmessen vertreten. Ob Abu Dhabi oder Dubai, Chicago oder Hong Kong, Peking oder Taipei – die Österreicherin ist ein Global Player. “Nur einmal bei einer Messe vorbeizuschauen hat keinen Sinn, man muss Kontinuität zeigen.” Auf der ARCO in Madrid wird sie im März für ihr jahrzehntelanges Engagement in Spanien (“Secundino Hernández haben wir zum Weltstar gemacht!”) mit einem von der 91-jährigen legendären Galeristin Juana de Aizpuru erstmals gestifteten Preis geehrt. Diese ebnete mit ihrer 1965 eröffneten Galerie der zeitgenössischen Kunst in Spanien den Weg. “Es gibt also Kolleginnen, die noch länger dabei sind als ich”, lacht Krinzinger. “Aber nur wenige!”.

Am 15. Februar 1940 in Bregenz geboren, absolvierte Krinzinger Studien der Kunstgeschichte sowie Archäologie und erwarb Dolmetsch-Diplome für Englisch und Französisch. Eine Ausstellung von Übermalungen Arnulf Rainers in der Innsbrucker Galerie im Taxispalais ging ihr tagelang nicht aus dem Kopf, erzählt sie. Der Aktionismus war ihr erster richtiger Einstieg in die Kunstwelt. 1971 eröffnete sie die Galerie Krinzinger in Bregenz. “Wir haben in Bregenz als erste Gottfried Bechtolds Betonporsche gezeigt. Das wurde ein richtiger Skandal, das ist heute nicht mehr vorstellbar”, skizziert sie eine Zeit, in der am Bodensee das Verständnis für zeitgenössische Kunst noch wenig ausgeprägt war. Erst nachdem sich Bechtold damit verteidigte, dass er für eine “Verarschung”, die ihm vorgeworfen wurde, nicht ein Jahr lang hart arbeiten würde, legte sich die Aufregung.

1972 übersiedelte die Galerie nach Innsbruck: “In den 70ern war Innsbruck ein unglaubliches Kunstzentrum und wichtiger als Wien.” In Wien war sie dennoch regelmäßig, hatte regen Kontakt mit Arnulf Rainer, Maria Lassnig, Bruno Gironcoli oder Alfred Schmeller, dem Direktor des 20er-Hauses, und entschloss sich, “mit einem Riesen-Kredit” große Galerieräumlichkeiten in der Seilerstätte in der Wiener Innenstadt zu etablieren. “Damals gab es nur eine minimale Galerienlandschaft in Wien, nicht vergleichbar mit heute”, erinnert sie sich. Durch den Aufschwung der Malerei in den 1980ern seien auch die Geschäfte immer besser geworden, erzählt die Galeristin. “Plötzlich kamen die Sammler von überall her.”
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Seit vier Jahren entwickelt ihr Sohn Thomas Krinzinger (59) das Programm der Galerie weiter und fügt der angestammten Künstlerliste neue Positionen hinzu. “Früher war ich ja jeden Monat sieben bis zehn Tage im Ausland unterwegs.” Heute geht sie es ruhiger an, doch sie gibt zu: “Ich kann noch nicht ganz loslassen.”
