Hasso Gehrmann – Künstler, Designer, Philosoph

Ausstellung im vorarlberg museum: Das multidisziplinäre Werk des Multitalents im Fokus.
Bregenz Am 21. Februar eröffnet das vorarlberg museum mit der Ausstellung “Hasso Gehrmann – Künstler, Designer, Philosoph” ein Schaufenster in das multidisziplinäre Werk eines Künstlers, der unermüdlich Zeichnungen, Gemälde, Entwürfe und Konstruktionen schuf. In Anwesenheit von Lucas Gehrmann, dem Sohn des Künstlers, und Ute Pfanner, die gemeinsam als Kuratorinnen fungieren, wird ein umfassendes Spektrum präsentiert, das Kunst, Design und Philosophie in untrennbarer Wechselwirkung zeigt.

Bereits in jungen Jahren entdeckte Hasso Gehrmann die Freiheit der Kunst, als er im Winter 1944/45 in Zakopane/Polen durch einen zufälligen Blick in ein Depot für „entartete Kunst“ mit dem Expressionismus in Berührung kam. Diese Begegnung eröffnete ihm Perspektiven, die sich später in seinen realistischen und zugleich expressiven Darstellungen der Nachkriegszeit manifestierten. Schon bald wandelte sich seine Bildsprache: Chiffren und Codes traten in den Vordergrund, die zunächst abstrakt wirkten und später wieder in figurative Elemente übergingen.

Die Phase der Abstraktion von 1949 bis 1958 markiert einen Wendepunkt in Gehrmanns Schaffen. Er löste sich immer mehr von der reinen Gegenständlichkeit und entwickelte abstrakte Chiffren, die auf so genannten „Zeichentafeln“ angeordnet wurden. Diese Tafeln, in denen Gesten und mimische Züge von Gesichtern, Pflanzen, Felsen, Menschen- und Himmelskörpern auftauchen, spiegeln eine „biomorphe Abstraktion“ wider.

Ein weiteres zentrales Motiv in Gehrmanns Werk ist die Verschränkung von Traum und Wirklichkeit. In seinen Kompositionen verschwimmen die Grenzen zwischen imaginären Szenarien und realen Räumen. Neben Bildern, in denen Figuren tanzen, fliegen und stehen bleiben, entwarf der Künstler auch praktische Alltagsräume.

Gleichzeitig steht der Mensch im Mittelpunkt von Gehrmanns theoretischer Arbeit. Mit der ab 1975 entwickelten Theorie der „Subjektiven Geometrie“ stellt er das Individuum als Zentrum des Seins in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Raum und Zeit werden in seinem Konzept nicht als feste Parameter verstanden, sondern als flexibel einsetzbare Medien der Auseinandersetzung und Verbindung. Ausdruck findet dieser Gedanke in seinen zahlreichen „Zeichentafeln“ und Kompositionen, in denen abstrakte Codes immer wieder in figurative Formen zurückfallen und so ein vielschichtiges, fast meditatives Spiel der Perspektiven entsteht.

Als Industriedesigner war er nicht nur an reiner Kunst, sondern auch an der Gestaltung des Alltags interessiert: Er schuf multifunktionale Räume, in denen ein Badezimmer schnell zum Schlafzimmer und eine Küche zum Esstisch werden konnte. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die „erste vollautomatische Küche der Welt“, die er um 1969 für Elektra Bregenz entwarf. Auf knapp 5 m² Grundfläche vereinte sie alle Funktionen einer Einbauküche und unterstrich den praktischen Anspruch seiner Entwürfe.

Ein besonderes Kapitel in Gehrmanns Schaffen ist der Dialog zwischen seinen verschiedenen Arbeitsräumen. Sein Büro in Bregenz verwandelte er in einen „metaphysischen“ Raum, in dem illusionistische Wandmalereien auf Antiquitäten trafen. Neben seinem Raum-Zeit-Modul fanden auch Goldschmuck und Kleinplastiken seiner Frau Signe Platz. Die Gestaltung von Gesichtern – oft in multiperspektivischen Darstellungen, die er als „vielgesichtig“ bezeichnete – wurde zu einem seiner prägenden Motive. So wird in seinen Ypsilon-Bildern nicht nur die erweiterte Raumperspektive deutlich, sondern auch die Verbindung von Objektivität und subjektivem Erleben.

Programm
Fr, 21. Februar, 17 Uhr:
Ausstellungseröffnung mit Direktor Michael Kasper, Ute Pfanner und Lucas Gehrmann
Sa, 22. Februar, 15 Uhr:
Führung mit Kurator Lucas Gehrmann
Do, 3. Juli, 18 Uhr:
Führung mit Kurator Lucas Gehrmann und Kunsthistoriker Rudolf Sagmeister
Für Schulklassen sind Workshops zur Ausstellung buchbar unter kulturvermittlung@vorarlbergmuseum.at