Spiel, Bewegung und der Mensch im Mittelpunkt

Kultur / 16.03.2025 • 15:32 Uhr
SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH
„Sport und Freizeit“ ist ab sofort bis zum 14. Februar 2027 bei freiem Eintritt im Forum Würth Rorschach zu sehen. andreas marte

Im Forum Würth Rorschach wird eine neue Ausstellung zum Thema „Sport und Freizeit“ gezeigt.

Rorschach Was hat eine Weißwurst mit Kunst zu tun? Oder ein Kaiserbrötchen? Mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde – jedenfalls dann, wenn der österreichische Künstler Armin Wurm diese traditionellen Genussmittel auf ironische Weise in monumentale Skulpturen verwandelt und damit Gewohnheiten und Rituale humorvoll hinterfragt. Die beiden Werke – eine Weißwurst und ein Kaiserbrötchen – eröffnen die Ausstellung „Sport und Freizeit“, die ab sofort bis zum 14. Februar 2027 bei freiem Eintritt im Forum Würth Rorschach zu sehen ist.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH
Sport und Freizeit sind auch gesellschaftlicher Spiegel und kultureller Ausdruck. andreas marte

Sport und Freizeit haben in unserer Gesellschaft längst einen festen Platz eingenommen. Sie sind nicht nur willkommene Ablenkung vom Alltag, sondern auch gesellschaftlicher Spiegel und kultureller Ausdruck. Genau diese Aspekte thematisiert die Ausstellung, die aus den Beständen der hochkarätigen Sammlung Würth kuratiert wurde und in Werken bedeutender Künstler unterschiedliche Perspektiven eröffnet – von spielerisch-leicht bis kritisch-ironisch.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH
Ein Bild des österreichischen Künstlers Arnulf Rainer. andreas marte

Deutlich wird dies beispielsweise an Plakaten, die für die Olympischen Spiele 1972 in München entworfen wurden. Damals verfolgte man eine visionäre Idee: Olympia sollte nicht nur ein Sport-, sondern auch ein Kulturereignis sein. Zahlreiche internationale Künstler – darunter Max Bill, Friedensreich Hundertwasser oder Horst Antes – entwarfen Plakate, die bis heute für die Verbindung von Sport und Kultur stehen.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH

“Les Loisirs” (“Die Freizeit”) ist der Titel einer Tuschezeichnung des französischen Kubisten Fernand Léger (1881-1955) aus dem Jahr 1944. Mitten im Krieg widmete er sich darin dem noch jungen Phänomen der Freizeit und der Sehnsucht nach Frieden, Unbeschwertheit und Mußestunden für alle.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH

Willi Baumeisters Gemälde „Der Tennisspieler“ aus dem Jahr 1931 veranschaulicht eindrücklich, wie Sport im frühen 20. Jahrhundert zur breiten gesellschaftlichen Bewegung wurde. Baumeister, ein bedeutender Vertreter der deutschen Moderne, zeigt in kubistisch-analytischer Manier ein komplettes Tennismatch: Spieler, Zuschauer, Spielfeld und Sand sind in die Leinwand integriert. Das Bild thematisiert damit auch den Sport als gesellschaftliches Ereignis und soziales Phänomen.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH

Auf humorvoll-ironische Weise greift Martin Liebscher in seiner komplexen Fotomontage alltägliche Szenen auf. Er multipliziert sich selbst und nimmt spielerisch Freizeitverhalten und menschliche Gewohnheiten aufs Korn. Fehler werden bewusst gesetzt: falsche Autokennzeichen, absurde Details – nichts bleibt unhinterfragt.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH

Auch die Künstlerin Donna Stolz setzt sich bewusst mit gesellschaftlichen Codes auseinander, indem sie eine ambivalente Frisbeespielerin darstellt, deren Kleidung Fragen nach Geschlechternormen und gesellschaftlichen Konventionen aufwirft. Sportkleidung wird hier zum politischen Statement.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH

Eine weitere bemerkenswerte Arbeit stammt von Alex Katz. Sein berühmter „Cutout“ einer Eiskunstläuferin, zugleich Titelmotiv der Ausstellung, überführt die für Katz typische plakativ-flächige Malerei in den dreidimensionalen Raum. Spielerisch verschwimmen so die Grenzen zwischen Bild und Wirklichkeit.

SPORT UND FREIZEIT IN WERKEN DER SAMMLUNG WÜRTH

Die Ausstellung widmet sich sowohl dem professionellen als auch dem alltäglichen Sport, folgt den Künstlern aber auch an so ungewöhnliche Freizeitorte wie die Manege, die Stierkampfarena oder die Pferderennbahn und widmet sich dem Geheimnis des Spiels als schöpferisches Erlebnis. Es ist kein Zufall, dass so viele Künstler – von Marcel Duchamp über Man Ray und Max Ernst bis hin zu Alfred Hrdlicka – dem Schachspiel, dem immer ein Hauch von Genialität anhaftet, ebenso leidenschaftlich zugetan waren wie dem etwas brutaleren Boxkampf.