„Sonne / Licht“ am Saumarkt

Jelineks Theatertext als Studie über Natur und Kontrollverlust.
Feldkirch Am kommenden Freitag feiert das Theater am Saumarkt die Premiere von „Sonne / Licht“, einem Text von Elfriede Jelinek. Die Produktion von walktanztheater.com beschäftigt sich mit den Elementen – und den Folgen des menschlichen Machtstrebens über natürliche Prozesse.
Im Zentrum des Stücks steht die Natur – als autonome Kraft, als Gegenüber, als Überforderung. Jelinek beginnt mit einem Monolog aus der Perspektive der Sonne. Diese wird zur gestaltlosen Erzählerin, zur Quelle von Hitze und Dürre ebenso wie von Licht und Neubeginn. Die Erzählhaltung changiert zwischen Apokalypse und Aufbruch, zwischen Zerstörung und Lebendigkeit. In einem zweiten Teil wird die Luft zur Sprechfigur – ein thematischer Übergang, der keine Trennung, sondern eine Erweiterung bedeutet.
„Sonne / Licht“ ist keine Naturkunde, sondern eine sprachkritische Auseinandersetzung mit der Idee, sich die Natur verfügbar zu machen. Jelinek dekonstruiert das vom Menschen geschaffene Bild von Beherrschbarkeit und Fortschritt. Wo auf der einen Seite die Hitze zerstört, beginnt auf der anderen Seite die Regeneration. Die Sonne zerstört nicht nur – sie initiiert. Aus dieser Ambivalenz entsteht die eigentliche Spannung des Textes. Der Umgang mit den Elementen wird so zur Frage nach Verantwortung, Wahrnehmung und den Grenzen der Deutungshoheit – gerade in Zeiten globaler Klimaveränderungen.
Regie führt Brigitte Walk, das dramaturgische Konzept stammt von Maria Fliri, das Bühnenbild von Sandra Münchow. Auf der Bühne verkörpern Barbara Novotny, Marlene Haagen und Peter Bocek die Elemente.