Form, Fläche, Stille: Werner Häuslers Bildräume

Der Bregenzer Maler und Kunsterzieher wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.
Bregenz Am 26. März wäre der Bregenzer Künstler Werner Häusler 100 Jahre alt geworden. Als Kunsterzieher prägte er Generationen in Vorarlberg, als Maler entwickelte er über Jahrzehnte eine Bildsprache, die eng mit der Topografie und den Lichtstimmungen seiner Heimat verbunden ist.

Häusler arbeitete bevorzugt im Medium des Aquarells. Seine Landschaften und Stadtansichten zeigen Bregenz und den Bodensee in zurückgenommener Farbigkeit, wobei ihn besonders die Übergänge interessieren: Tageszeiten, Jahreszeiten, Lichtwechsel. Die Radierungen und Aquarelle zeigen keine spektakulären Ansichten, sondern alltägliche Orte in reduzierter Form. Auf die Darstellung von Menschen verzichtet Häusler weitgehend – seine Bildräume wirken leer, fast kontemplativ.

Die Leere ist ein zentrales Motiv in seinem Werk: Häusler ließ Zwischenräume, arbeitete mit weißen Flächen, betonte architektonische Umrisse und Texturen, ohne sie zu verdichten. Seine Kunst erinnert an das japanische Konzept des Ma – die Schönheit, die in den Räumen zwischen den Dingen liegt. Dementsprechend wirken viele seiner Bilder wie Ausschnitte – sie beschreiben keine ganze Szene, sondern erzeugen Stimmungen. Die Zeichnungen im Band „Werner Häusler – Bregenzer Ansichten“ etwa zeigen markante Gebäude wie den Martinsturm oder das Deuringschlössle, vermeiden aber jedes erzählerische Pathos.

Die formale Strenge wird nicht durch expressive Gesten gebrochen, sondern durch minimalistische Nuancen: feine Verschiebungen im Farbton, gezielt gesetzte Lichtakzente. In dieser Reduktion liegt auch das Potenzial seiner Arbeit: Häuslers Blick auf Bregenz zeigt keine historische Dokumentation, sondern eine subjektive, fast stille Topografie. Seine bekanntesten Arbeiten zeigen kaum mehr als Straßenecken, Seemotive oder Silhouetten des Oberlandes. Dass sie dennoch nachhaltig wirken, liegt auch am Verzicht auf rhetorische Zuspitzung. Die Arbeiten bleiben auf Distanz, sie kommentieren nicht – sie zeigen. Mit dieser Haltung lässt sich Häusler keiner bestimmten Strömung zuordnen, es gibt keine erkennbare Schule oder Opposition. Sein Werk setzt vielmehr auf stille Beharrlichkeit: Beobachtung, Variation, Rückbezug.

Die Landschaft als Motiv wird nicht romantisiert. In seinen Darstellungen der Uferregion oder der nahen Berge vermeidet Häusler pittoreske Inszenierungen. Stattdessen interessiert ihn das Abgeflachte, Gekrümmte, Abseitige. Mit dieser Perspektive positioniert sich Häusler innerhalb der Vorarlberger Kunstgeschichte als eigenständige Stimme, die sich keinem dominanten Diskurs unterordnet. Seine Rezeption blieb weitgehend lokal – überregionale Ausstellungen oder Sammlungen sind kaum dokumentiert.

Häuslers Bilder bieten keinen didaktischen Zugang, sie brauchen Zeit. Und vielleicht gerade deshalb erregen sie in einer beschleunigten Gegenwart Aufmerksamkeit. Nicht als Gegenentwurf, sondern als langsame Wahrnehmung.