Musiker aus Mali erhalten kein Visum

Kultur / 28.03.2025 • 13:28 Uhr
Afel Bocoum
Dem bekannten Wüstenbluesmusiker Afel Bocoum ist die Einreise nach Österreich verweigert worden. afel bocoum

Österreich-Tournee und Konzert in Hohenems mussten abgesagt werden.


Hohenems Mit einer neuen Ausgabe der Reihe „African Pearls“ wollte Dietmar Haslinger von der Agentur Weltenklang auf einer Tournee den international anerkannten Wüstenbluesmusiker Afel Bocoum unter anderem auch am 11. April nach Hohenems bringen. Der Verein „Kultur im Löwen“ hat dieses Konzert in seine Veranstaltungsreihe „Sounding Islands“ aufgenommen. Nur einen Tag vor dem geplanten Auftakt der Tournee verweigerte das österreichische Innenministerium den drei beteiligten Künstlern aus Mali überraschend die Einreise – trotz vollständiger Unterlagen und gesicherter Finanzierung.
Begründet wurde die Entscheidung mit einem unzureichenden Kontostand der Musiker, der die Erteilung eines Visums ausschließe. Dass alle Kosten durch den Veranstalter gedeckt und alle relevanten Dokumente fristgerecht eingereicht worden waren, spielte laut Behörde keine Rolle.

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Die Folgen der kurzfristigen Absage sind weitreichend. Zum Teil bereits ausverkaufte Konzerte mussten abgesagt werden. Besonders hart trifft es die Künstler selbst. Die Einnahmen aus der Tournee hätten wesentlich zum Lebensunterhalt ihrer Familien beigetragen – in einer Region, die seit Jahren von Gewalt, Vertreibung und politischer Instabilität geprägt ist.
Afel Bocoum, geboren in Niafunké am Niger unweit von Timbuktu, ist eine der markantesten musikalischen Stimmen Westafrikas. Seit Ende der 1960er Jahre arbeitete er mit Ali Farka Touré zusammen, dessen musikalisches Erbe er fortführt. Seine Soloalben – darunter „Alkibar“ (1999), „Niger“ (2006), „Tabital Pulaaku“ (2009) und zuletzt „Lindé“ (2020) – fanden internationale Beachtung. „Lindé“, produziert unter anderem von Damon Albarn, steht exemplarisch für Bocoums künstlerisches Anliegen: Musik als Medium des Dialogs und der Verständigung.

Fotos Löwen
Auch das geplante Konzert im “Löwen” musste abgesagt werden.

Geplant war ein Ensemble aus traditionellen Instrumenten wie Ngoni, Njurkele und Kora, ergänzt durch internationale Gäste wie Joan As Police Woman an der Violine und Vin Gordon (Bob Marley, The Skatalites) an der Posaune. Lieder wie „Sambu Kamba“, in dem Bocoum an dschihadistische Gruppen appelliert, Gewalt durch Dialog zu ersetzen, sollten in mehreren österreichischen Städten aufgeführt werden. Die Absage wirft ein Schlaglicht auf die restriktive Visapolitik gegenüber Kunstschaffenden aus Krisenregionen. Während für Musikerinnen und Musiker aus westlichen Ländern die Mobilität innerhalb Europas kaum Einschränkungen unterliegt, bleiben Kulturschaffenden aus dem globalen Süden selbst bei dokumentierten Engagements oft die Türen verschlossen. Die Tournee mit Bocoum und seiner Band Alkibar – der Name bedeutet auf Sonrai „Bote des großen Flusses“ – hätte nicht nur musikalisch überzeugen können.