Vier Tage zwischen Musik, Geschichte und Gegenwart

Vom 8. bis 11. Mai wird Hohenems erneut zur Bühne für ein vielfältiges Kulturprogramm.
Hohenems Unter dem Motto „ÜberFluss“ lädt die emsiana zu einem dichten Veranstaltungsreigen in die Straßen und Räume der Stadt. Ausgangspunkt ist der Salomon-Sulzer-Platz im Jüdischen Viertel. Von hier aus entfalten sich über vier Tage hinweg Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und geführte Rundgänge. Das Kulturfest versteht sich als Einladung, Stadtgeschichte, Kunst und Gegenwart im Austausch zu erleben.

Traditioneller Auftakt ist die feierliche Eröffnung am Donnerstagabend, musikalisch gestaltet vom Kammerorchester tonart Sinfonietta. Die Solopartie übernimmt die Pianistin Da-Chih Gogibedashvili. Im Zentrum des Abends steht die Festrede von Robert Misik. Der Journalist beschäftigt sich mit Fragen rund um Wohlstand, Gesellschaft und Verantwortung – und nimmt damit Bezug auf das diesjährige Festivalmotto.

Das musikalische Programm vereint unterschiedliche Klangwelten. Stefanie Boltz widmet ihren Jazzabend dem Thema Frausein. Der Komponist Hans Platzgumer tritt gemeinsam mit seiner Band Convertible auf. Mit Mélange Oriental treffen klassische Formen auf östliche Skalen, die Sängerin Timna Brauer führt durch den Abend. Das emsiana Quartett ist in einer Matinee zu hören. Zu den weiteren Programmpunkten zählen Konzerte des Ensembles Sonus Brass sowie musikalische Lesungen und interdisziplinäre Formate.

Die Literaturschiene des Festivals vereint Gegenwartsautor:innen wie Mona Yahia, Isabella Straub sowie Gäste aus dem Poolbar-Umfeld. Burghart Häfele begibt sich im Kitzinger-Haus auf eine kulturgeschichtliche Spurensuche rund um das Thema Zucker – ein Vortrag zwischen Anekdote und Analyse.

In verschiedenen Ausstellungsräumen zeigen Künstler ihre Auseinandersetzung mit dem Motto „ÜberFluss“. Arbeiten von Eva Kees, Nina Teresa Feuerstein, Felix Ladinser und Helmut King beleuchten materielle wie ideelle Aspekte von Fülle, Übermaß und Sehnsucht. Ergänzend beteiligen sich mehrere Museen mit eigenen Schwerpunkten. Das Frauenmuseum Hittisau zeigt in der Schau „Die Umkleide“ einen kritischen Blick auf Mode und Textilindustrie. Das Jüdische Museum Hohenems richtet seinen Fokus in der Ausstellung „Yalla“ auf die Beziehung zwischen arabischen und jüdischen Identitäten. Auch das Museum auf Zeit und das Mühlenmuseum sind bei freiem Eintritt geöffnet.

Die Führungen während des Festivals eröffnen Perspektiven auf oft Übersehenes. Angeboten werden Rundgänge durch das Jüdische Viertel, eine Fahrradtour mit Fluchtgeschichten und Einblicke in den Renaissancepalast. Mitwirkende und Gäste bespielen dabei bewusst den öffentlichen Raum, erkunden Leerstellen und machen Geschichte sicht- und hörbar.

Für junge Besucher bietet die emsiana ein altersgerechtes Kulturangebot. Dazu zählen eine Theaterwerkstatt, eine Entdeckungstour durchs Jüdische Viertel sowie eine Ausstellung mit Geschichten von Monika Helfer. Auch das bereits erwähnte Ensemble Sonus Brass bindet sein Publikum mit leichter Ironie und viel Spielwitz aktiv ein.

Zwischen den Programmpunkten dient der Platz im Zentrum des Jüdischen Viertels als Ort des Verweilens. Hier treffen Besucher aufeinander, können regionale Speisen probieren oder sich über das Gehörte austauschen. Festivalinitiator Markus Schadenbauer sieht darin das eigentliche Anliegen der emsiana: „Ein Ort des Gesprächs, der künstlerischen Vermittlung und der Erinnerung.“ Auch das gastronomische Angebot ist Teil des Festivalerlebnisses. In der Stadt laden Cafés, Gasthäuser und neu eröffnete Lokale wie BarDeli oder Kevino’s Weinhaus zum Verweilen ein. Das Museumscafé im Jüdischen Museum sowie das Kulturcafé Kitzinger ergänzen das Programm durch ihre eigene Atmosphäre.