Fulminanter Auftakt der 50. Schubertiade

Kammerkonzert in Hohenems mit meisterhaften Darbietungen von zwei Schubert-Symphonien.
Hohenems Am 26. April fand im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems ein beeindruckendes Kammerkonzert ganz im Zeichen der Musik Franz Schuberts statt. Festivalleiter Gerd Nachbauer verzichtete beim Eröffnungskonzert der 50. Schubertiade auf Eröffnungsreden und ließ stattdessen direkt die Musik sprechen.

Mit der israelischen Pianistin und ihrem deutschen Partner, dem gefeierten Duo Yaara Tal und Andreas Groethuysen, dem australischen Geiger Daniel Dodds und der herausragenden deutschen Cellistin Raphaela Gromes standen vier durchweg exzellente Künstler auf der Bühne. Tal und Groethuysen überzeugten von Anfang an durch perfektes Zusammenspiel und sensible musikalische Kommunikation, Daniel Dodds fügte dem Klangbild mit seinem wunderbar warmen und lebendigen Geigenton eine weitere berührende Facette hinzu.

Der erste Höhepunkt des Nachmittags war die Aufführung von Schuberts Symphonie Nr. 7 in h-Moll, D 759, besser bekannt als die „Unvollendete“, in einer kammermusikalischen Bearbeitung von Carl Burchard für Klavier zu vier Händen, Violine und Violoncello. Diese Fassung ermöglicht es, die orchestrale Klangfülle in kammermusikalischer Besetzung zu erleben. Besonders spannend ist, wie Burchard Schuberts dichte Orchestrierung auf die intime Klangwelt kleinerer Besetzungen überträgt. Das Klavier übernimmt hierbei einen Großteil der harmonischen und rhythmischen Struktur, während Violine und Violoncello zentrale Melodielinien und klangliche Akzente setzen. Besonders gelungen war das Zusammenspiel von Klavier, Violine und Violoncello: Während das Klavier den harmonischen Rahmen und die rhythmische Struktur vorgab, trugen Violine und Violoncello die wesentlichen melodischen Linien. Dabei brillierte Raphaela Gromes mit herausragender Klangkultur und intensiver Ausdruckskraft.
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Raphaela Gromes, 1991 in München geboren, zählt zweifellos zu den bedeutendsten Cellistinnen ihrer Generation. Bereits im Alter von vier Jahren erhielt sie den ersten Unterricht bei ihrer Mutter Astrid Hedler-Gromes, einer professionellen Cellistin, und setzte die musikalische Tradition ihres Vaters Wilhelm Gromes fort. Ihr frühes Talent stellte sie bereits mit 14 Jahren unter Beweis, als sie mit dem Cellokonzert von Friedrich Gulda debütierte. Nach dem Studium in Leipzig, München und Wien verfeinerte sie ihre Fähigkeiten in Meisterkursen bei berühmten Cellisten wie Yo-Yo Ma und David Geringas. Bei der Schubertiade 2019 gab sie ihr viel beachtetes Debüt.

Nach der Pause folgte die Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944, Schuberts berühmte „Große C-Dur Sinfonie“ in einer Bearbeitung von Friedrich Hermann für die gleiche Besetzung. Der Geiger und Komponist schuf eine Bearbeitung dieser groß angelegten Symphonie für Klavier zu vier Händen, Violine und Violoncello. In dieser Fassung gelingt es Hermann, die orchestrale Wucht und die majestätische Breite des Originals auf eine kammermusikalische Ebene zu übertragen. Das Klavier bildet das klangliche Fundament, während Violine und Violoncello die markanten Themen und melodischen Linien hervorheben und farbig ausgestalten. Hermanns Bearbeitung macht die „Große C-Dur-Symphonie“ auch außerhalb des Konzertsaals erlebbar – sei es in privatem Kreis oder kleineren Aufführungsräumen – und legt zugleich den Fokus auf die strukturelle Raffinesse und die melodische Fülle von Schuberts Meisterwerk. Vor allem Raphaela Gromes nutzte hier einmal mehr die Gelegenheit, ihre beeindruckende Virtuosität und musikalische Hingabe eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Schon nach dem ersten Satz der „Großen C-Dur-Symphonie“ zeigte sich das begeisterte Publikum sichtlich bewegt und konnte seine Euphorie kaum zurückhalten. Am Ende des Werkes brachen schließlich alle Dämme, es folgten minutenlanger Jubel, begeistertes Klatschen, Stampfen mit den Füßen und zahlreiche Bravorufe. Ein Nachmittag, der nachhaltig zeigte, wie kraftvoll und lebendig Schuberts Musik in einer so exzellenten kammermusikalischen Interpretation wirken kann.