“Ich hab die Sonne langsam satt”

Stephanie Gräve stellte den neuen Spielplan des Landestheaters trotz finanzieller Unsicherheit vor.
Bregenz Das Vorarlberger Landestheater startet unter dem Motto “Ich hab die Sonne langsam satt, ich will, dass diese Welt ihr Ende hat” in die neue Spielzeit, die gleichzeitig die letzte vor der Sanierung im Sommer 2026 sein wird.
Den programmatischen Auftakt bildet am 6. September 2025 der musikalisch-literarische Liederabend “Velvet Nights and Broken Dreams”. Damit wird gleich zu Beginn die thematische Grundlinie der Spielzeit sichtbar: Bruchlinien, Übergänge und der Wunsch nach Veränderung ziehen sich durch die Produktionen.
Shakespeare eröffnet und beschließt zugleich den Spielplan im Großen Haus: Seine Tragödie „Macbeth“ feiert am 20. September Premiere, während die heitere Komödie „Ein Sommernachtstraum“ im Juni 2026 den Schlusspunkt setzt. Ergänzt werden diese Klassiker durch Henrik Ibsens Drama „Die Frau vom Meer“, das sich ab dem 21. Februar mit den Themen Selbstbestimmung und innere Grenzen auseinandersetzt.
Den musikalischen Höhepunkt bildet Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“ in einer Inszenierung des TOBS Theater Orchester Biel Solothurn, die im März 2026 als Gastspiel im Landestheater zu sehen sein wird. Das Stück wird in einer Fassung von Eberhard Kloke gezeigt und setzt sich intensiv mit den Themen Macht und Nähe auseinander.
Besondere Akzente setzen mehrere Uraufführungen mit starkem regionalem und historischem Bezug. Dazu zählt „Carl Lampert – Das erste Gebet“ von Peter Mair und Kirsten Ossoinig, das im Jänner die bewegende Geschichte des Vorarlberger Pfarrers Carl Lampert erzählt, der wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime hingerichtet wurde. Bereits im Oktober steht die österreichische Erstaufführung von Anna Seghers “Transit” in der Bearbeitung von Reto Finger auf dem Programm, die die Geschichte eines Mannes auf der Flucht vor den Nazis im Marseille der 1940er Jahre nachzeichnet.
Ein weiteres Highlight ist die Uraufführung von Eva-Maria Bertschys „Wax Traders“ im April, das sich mit den kolonialen und postkolonialen Handelsbeziehungen zwischen Europa und Westafrika auseinandersetzt und dabei historische Aspekte der Vorarlberger Textilindustrie einbezieht.
Das Theaterprogramm für Familien und junges Publikum ist in der kommenden Spielzeit besonders umfangreich. Mit Michael Endes „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, der Ende November Premiere hat, bietet das Theater ein populäres und zugleich kritisch-umweltpolitisches Stück. Ergänzt wird das Programm durch die Uraufführung der Kinderoper „Die Bühnentode meiner Mutter“ von Daniela Egger im Oktober und die Bühnenadaption von Christine Nöstlingers poetischem Kinderbuch „Vom weißen Elefanten und den roten Luftballons“ im April 2026.
Die kleinere Spielstätte Box widmet sich performativen und experimentellen Arbeiten, etwa Bella Angoras Inszenierung “Wetterfühlig” ab Dezember, die gesellschaftliche Themen körperlich erfahrbar macht, und Olivier Sylvestres “Das Gesetz der Schwerkraft” im Frühjahr – ein Stück über queere Jugend, Freundschaft und Selbstbestimmung.
Kritisch sieht Intendantin Stephanie Gräve die Situation um die finanzielle Ausstattung des Theaters: “Wir haben in diesem Jahr keine Indexanpassung erhalten, was einer faktischen Kürzung gleichkommt. Wie es in Zukunft weitergeht, weiß ich noch nicht, wir können nur hoffen und beten. Aber wenn ich in letzter Zeit Artikel lese oder mit Verantwortlichen der Caritas spreche, wird mir bewusst, wie alarmierend die Entwicklung für unsere Gesellschaft insgesamt ist. Das Ausmaß der Einschnitte ist inzwischen so dramatisch, dass es die Grundlagen unserer Solidargemeinschaft gefährdet – einer Gemeinschaft, die wir als Menschen für richtig und notwendig halten”.

Kuges-Geschäftsführerin Monika Wagner: „Es gibt noch keine Informationen, wie wir das Jahr 2026 budgetieren werden, aber es wird sicher keine Budgeterhöhung geben. Die Sanierung des Landestheaters ist aber beschlossene Sache, Baubeginn ist im Herbst 2026. Wir planen auch ein Fundraising-Projekt für die Theatersanierung, um nicht nur die notwendigen Einnahmen zu lukrieren, sondern auch die Bevölkerung aktiv einzubinden. Viele Menschen verbinden wunderbare Erinnerungen mit diesem Haus”.
Gräve: “Wir werden in der Spielzeit 26/27 Aufführungen in der Werkstattbühne und im Theater Kosmos anbieten, eine Kooperation mit Bludenz ist bereits vereinbart. Wir haben aber noch freie Kapazitäten und freuen uns über Einladungen aus den Vorarlberger Gemeinden. Für eine Miete fehlen uns allerdings die finanziellen Mittel”, meint die Intendantin schmunzelnd.