Subventionskürzungen: Warum bei den Bregenzer Festspielen gespart wird, während Salzburg verschont bleibt

Trotz guter Bilanzen müssen die Bregenzer Festspiele ab 2025 mit deutlich weniger Geld auskommen – anders als Salzburg. Der Kulturminister spricht von „breiten Schultern“, die mehr tragen sollen.
Darum geht’s:
- Subventionen für Bregenzer Festspiele werden um ein Drittel gekürzt
- Salzburger Festspiele erhalten vollständigen, gesetzlich gesicherten Verlustausgleich
- Bregenzer Festspiele haben Rücklagen aufgrund guter Wirtschaftlichkeit aufgebaut
Bregenz Wie berichtet, hat das Kuratorium der Subventionsgeber – Bund, Land Vorarlberg und Stadt Bregenz – den Stiftungsvorstand und die Geschäftsführung der Bregenzer Festspiele in dieser Woche darüber informiert, dass die bisherigen Fördermittel in Höhe von knapp sieben Millionen Euro in den Jahren 2025 und 2026 um 30 Prozent reduziert werden. Für das Festival bedeutet das ein jährliches Minus von rund 2,1 Millionen Euro bei einem Gesamtbudget von 27 Millionen Euro.

Doch warum trifft es ausgerechnet die Bregenzer Festspiele, während man etwa aus Salzburg keinerlei Kürzungspläne vernimmt? Immerhin sind die Salzburger Festspiele mit einem Jahresbudget von 77 Millionen Euro fast dreimal so groß wie das Festival am Bodensee. Ein Teil der Antwort liegt in der Struktur der Finanzierung: Die Salzburger Festspiele erhalten seit 1950 auf gesetzlicher Grundlage einen vollständigen Verlustausgleich. Die Idee einer gewinnorientierten Betriebsführung wurde damals offenbar gar nicht erst in Erwägung gezogen.

Die Zahlungen werden gemäß Gesetz zwischen Bund (40 Prozent), Land, Stadt Salzburg und dem Salzburger Tourismusförderfonds (jeweils 20 Prozent) aufgeteilt. Allein vom Bund flossen so im Vorjahr 4,18 Millionen Euro nach Salzburg – im Jahr davor waren es gar 9,45 Millionen Euro. Insgesamt belief sich der Verlustausgleich auf 10 Millionen Euro (2023) bzw. 26,6 Millionen Euro (2022) – eine Absicherung, die eine schwarze Null im Budget der Salzburger Festspiele garantiert.

In Bregenz hingegen gilt das Kunstfördergesetz von 1988: Die dortige Förderung beruht auf einem Vertrag, nicht auf Gesetz. Der Bund übernimmt 40 Prozent der jährlichen Subvention, das Land 35 Prozent, die Stadt 25 Prozent – in Summe knapp sieben Millionen Euro. Und: Die Bregenzer Festspiele wirtschaften seit Jahren erfolgreich. So weist die Bilanz für 2023 ein EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von 0,9 Millionen Euro aus. Das Festival ist solide aufgestellt – und genau das scheint nun zum Nachteil zu werden.

Aus dem Büro von Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler heißt es dazu, „dass breitere Schultern größere Lasten tragen können. Die Bregenzer Festspiele haben aufgrund guten Wirtschaftens und guter Besucherzahlen ein Polster an Rücklagen aufgebaut und können somit ohne Programmeinschnitte einen solidarischen Beitrag zur Budgetsanierung leisten. Wir wollen das Kulturangebot in Österreich in seiner Breite und Diversität erhalten und Budgeteinschnitte möglichst verträglich verteilen. Dies war bei den Bregenzer Festspielen möglich und ist im Einklang mit der Festspielleitung und den anderen Fördergebern erfolgt“.

Zugleich verweist das Ministerium auf zusätzliche Investitionen: Für Sanierungsarbeiten im Zeitraum 2021 bis 2025 seien den Bregenzer Festspielen 28,65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. Zum Vergleich: Für die umfassende Modernisierung des Salzburger Festspielbezirks wurden im Jahr 2020 Investitionen in Höhe von insgesamt 335 Millionen Euro bis 2032 zugesagt – getragen von Republik, Land und Stadt Salzburg.

Der kaufmännische Direktor der Bregenzer Festspiele, Michael Diem, betont: „In den vergangenen fünf Jahren haben wir drei Mal einen Gewinn erwirtschaftet und Rücklagen von fünf Millionen Euro aufgebaut. Wie in vielen Kulturbetrieben gibt es Jahre mit Überschüssen, aber auch Jahre mit Verlusten. Unser aktueller Fördervertrag sah bisher vor, dass jeweils zum 31. Dezember des Vorjahres automatisch eine dreijährige Verlängerung der Subventionen erfolgt. Dass die Salzburger Festspiele gesetzlich als Sonderfinanzierung verankert sind, bedeutet hingegen: Änderungen daran erfordern einen Beschluss des Nationalrats. Für uns war die vertragliche Grundlage jedoch ebenso von großer Bedeutung.“

Festzuhalten bleibt: Während andernorts Defizite mit Steuermitteln abgefedert werden, sieht sich das am wirtschaftlichen Erfolg gemessene Festival in Bregenz nun mit spürbaren Kürzungen konfrontiert.
Matthias Rauch
Andreas Marte