“Krieg und/oder Frieden?”

Die Sommerausstellung ist bis zum 8. August im Kunstforum Montafon zu sehen.
Schruns Das Kunstforum Montafon lädt zur diesjährigen Sommerausstellung „Krieg und/oder Frieden?“ ein. Bei dieser thematischen Gruppenschau, die bis zum 8. August läuft, dreht sich alles um die kontroverse und hochaktuelle Thematik des Krieges und der Suche nach Frieden. Unter der Kuratorenschaft von Roland Haas entsteht ein innovatives Spannungsfeld zwischen historischer Dimension und zeitgenössischer künstlerischer Reflexion.

Traditionell arbeitet das Kunstforum Montafon bei Ausstellungsthemen mit historischen Bezügen mit den Montafoner Museen zusammen. Nach den Kooperationen „Der weiße Tod – Lawinen“ (2004), „Wintersport“ (2006/07), „Nach_Halt.ig“ (2023) und „Wasser.Kraft“ (2024) knüpft die aktuelle Zusammenarbeit an das länderübergreifende Interreg-Projekt „500 Jahre Bauernkriege – Freiheit braucht Courage“ an. Anlass ist das 500-jährige Gedenken an den Bauernaufstand von 1525, der als Initialzündung für demokratische Entwicklungen in Europa gilt und dessen historische Spuren im südlichen Vorarlberg (Montafon und Umgebung) im Fokus stehen. Ziel des Projekts ist es, das immaterielle Kulturerbe zu pflegen und die Bedeutung von Demokratie und Freiheit für die Gegenwart herauszuarbeiten. Historische Recherchen in Archiven in Bregenz, Innsbruck und Chur beleuchten die Themen Reformation, Bergbau, Volksfrömmigkeit sowie grenzüberschreitende Verflechtungen mit Graubünden und Tirol um 1525. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden in den Montafoner Museen eine Sonderausstellung und eine begleitende Vortragsreihe realisiert. Öffentliche Veranstaltungen und partizipative Kulturvermittlungsformate stärken das Bewusstsein dafür, dass gesellschaftliche Teilhabe und Zivilcourage unverzichtbar sind.

Innerhalb dieses Rahmens reflektiert die Ausstellung die ganz persönliche Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstlern mit Kriegserfahrungen und Friedenssehnsüchten. Haas betont: „Wir sind tagtäglich mit eindringlichen Berichten und Bildern aus aktuellen Konfliktgebieten konfrontiert. Dennoch ist es unerlässlich, künstlerische Zugänge zu finden, die nicht voyeuristisch, sondern hintergründig und empathisch sind.“ Deshalb verzichtet er bewusst auf explizite Darstellungen von Gewalt und konzentriert sich auf subtilere, assoziative Arbeiten. Internationale Künstlerinnen wie Olesia Grygoruk (UA), Inna Shevchenko (UA), Anastasiya Yarovenko (UA) und Elsa Okazaki (F/A) stehen für Positionen, in denen persönliche und kollektive Erfahrungen mit Krieg hinterfragt werden. Die iranischstämmige Sudi Khonssari untersucht in ihren Papierarbeiten Machtstrukturen, während Anna Zvyagintseva (UA) fragile Linien zwischen Erinnerung und Zukunftsvisionen zieht. Wie heikel und dramatisch die Lage ist, zeigt die Absage der ukrainischen Künstlerin Kateryna Lysovenko: “Ich sage meine Teilnahme nicht wegen des Projekts ab, sondern wegen des europäischen Kontexts. Wenn das Leiden der ukrainischen Bevölkerung weniger zählt als die wirtschaftlichen Interessen im Handel mit Russland – und damit ein Imperialismus hingenommen wird, der nicht nur für die Ukraine eine Bedrohung darstellt”.
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Aus Österreich zeigen fünf Kunstschaffende starke Werke: Isabella S. Minichmair nähert sich dem Thema durch Klanginstallationen, Zenita Komad arbeitet mit Fotografie und Archivmaterial, Christian Moisl übersetzt historische Dokumente in performative Formate und Iv Toshain realisiert interaktive Rauminstallationen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Werkgruppe „Expendic“ (2009) von Tom Eller: Zwei großformatige Aluminiumtafeln mit Einschusslöchern rufen Assoziationen zu Schwarzen Löchern hervor und stehen damit symbolisch für den zerstörerischen „Impact“. Die eindringliche Materialästhetik wird um 45° gedreht präsentiert und erinnert an Penrose-Diagramme, welche die Raum-Zeit-Geometrie um astrophysikalische Phänomene veranschaulichen.