Kunst und Kultur am Kirchobühl

“Heris Seago”: Wo altes Handwerk auf Kultur, Geschichte und Gemeinschaft trifft.
Schoppernau Mit festem Griff, geschärftem Blick und einer Prise Witz war Heribert Metzler, den im Dorf alle nur „Heri“ nannten, über Jahrzehnte hinweg Herz und Seele der kleinen Säge in Schoppernau. Seit 1968 stand er täglich an der um 1780 errichteten Säge – als Nachfolger seines Onkels Willam Johann – und machte sie zu seinem Lebenswerk. In unermüdlicher Hingabe verarbeitete er unzählige Baumstämme und prägte so das Ortsbild. Die Säge war für ihn mehr als nur ein Arbeitsplatz: Sie war ein Begegnungsort, ein Denkmal und eine Herzensangelegenheit.
Nach Heris Tod im Juni 2022 übernahm sein Neffe Claus Schwarzmann das Gebäude. Doch was sollte mit diesem besonderen Ort geschehen, an dem noch das Echo des Sägeblatts in der Luft lag? Die Antwort war einfach und einleuchtend: Altes Handwerk sollte nicht sterben, sondern neu aufleben, eingebettet in Kunst, Kultur und Geschichte.
Gemeinsam mit Wolfgang Troy, der über Jahre hinweg das Domizil in Egg mit künstlerischem Leben erfüllte, entwickelte Claus Schwarzmann das Konzept „Heris Seago – Kunst und Kultur am Kirchobühl“. Das Ziel: die Verbindung von Handwerkstradition und kultureller Lebendigkeit. Das ambitionierte Vorhaben wurde auch durch großzügige Sachspenden regionaler Betriebe ermöglicht – ein Zeichen gelebter Gemeinschaft.
Nun ist die alte Säge nicht nur Werkstätte, sondern auch Bühne und Ausstellungsraum. Wo einst Baumstämme auf das „Venezianische Gatter“ warteten – eine nach Leonardo da Vinci überlieferte Einblattsäge –, finden heute Führungen, Kulturveranstaltungen und kleine Begegnungen statt. Das Gatter selbst ist noch voll funktionstüchtig und liefert bei jeder Vorführung ein intensives Erlebnis für alle Sinne: Man kann sehen, hören und riechen, wie das Holz frisch geschnitten wird.
Am Samstag, dem 5. Juli, findet um 11 Uhr die Eröffnung durch Bürgermeister Walter Beer und die Segnung durch Pfarrer Johannes Kolasa statt. Um 14 Uhr folgt die Ausstellungseröffnung von Christian Moosbrugger mit dem Titel „Alls ist Hälderibäp“. Um 15 Uhr hält Burkhard Wüstner einen Kurzvortrag zum Thema „Der Schoppernauer Handwerksverein und F. M. Felder“ und um 16 Uhr wird die Skulptur „Das Auge“ der Bregenzerwälder Künstlerin Anna-Amanda Steurer enthüllt. Das Werk wird unter dem Denkmal von Franz Michael Felder installiert – 150 Jahre nach dem berühmten Denkmalstreit. Die von den Bregenzerwälder Museen initiierte Wanderskulptur setzt ein Zeichen für Vernetzung, Vielfalt und den offenen Blick. Die Gäste erwartet also ein buntes Programm, das Altes und Neues vereint: Schausägen mit der historischen Maschine, Wettbewerbe für Groß und Klein, Musik und Kulinarik.
Vor Ort informiert ein Schaukasten über Geschichte, Veranstaltungen und Themenschwerpunkte. Sitzgelegenheiten in und um die Säge laden zum Verweilen, Staunen und Gespräch ein. In der “Heris Seago” verschmelzen Vergangenheit und Zukunft auf eindrucksvolle Weise. Er zeigt, wie viel Leben in altem Handwerk steckt und wie inspirierend es sein kann, wenn sich Kultur und Geschichte begegnen. Was Heri einst mit Hingabe und Herz begann, wird nun mit neuer Kraft weitergeführt. Und wer einmal dort war, wird bestätigen: Sehen und Staunen – das kann man hier tatsächlich.