Ein Konzert mit Referenzcharakter

Uraufführung bei der : alpenarte im Rahmen der :alpenarte in Schwarzenberg.
Schwarzenberg Eine kurze Einführung in die im Foyer des Angelika Kauffmann Saales in Schwarzenberg zu sehenden Werke der Malerin Elena Schertler ging dem sogenannten Pre-Concert mit dem Jazz Trio (Larissa Schwärzler, Gesang, Vincent Rein, Bass und Daniel Fleps, Keyboard) voran. Spannungsreich und vielseitig zeigten sich die drei Vorarlberger Musiker mit ihren eigenen Kompositionen, auffallend der unglaubliche Stimmumfang von Larissa Schwärzler. Ein wohltemperiertes Hinführen zum eigentlichen Highlight des Abends, dem sogenannten Grand Concert mit dem Amelio Trio bestehend aus Johanna Schubert, Violine, Merle Geißler, Violoncello und Philipp Kirchner, Klavier und den beiden Sopranistinnen Miriam Kutrowatz (Sopran) und Anja Mittermüller (Mezzosopran).

Gleich zum Einstieg eines der bedeutendsten Werke der Kammermusikliteratur, das 1880/82 komponierte Klaviertrio in C-Dur, op. 87 von Johannes Brahms. Motivische Dichte und eine ausgereifte Klangsprache prägen dieses Werk, unglaublich energisch und energetisch, durchwirkt von düsteren Passagen und gleichsam lyrischer Entspannung, gekrönt mit einem schwungvollen Abschluss. Auffallend ist nicht nur das mehr als beherzte Zusammenspiel der drei Solisten, sondern vor allem ihr „waches“ und „elektrisierendes“ Spiel, selbstredend ihre technische Brillanz. Ausgesprochen empfindsam wird aufeinander reagiert, ob in dramatischen, intensiven Passagen oder zarten, lyrischen Momenten.
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Gespannt sein durfte man auf die Uraufführung des mit dem Prädikat „Wunderkind“ versehenen 16-jährigen Klaviervirtuosen und Komponisten, des in Georgien geborenen Tsotne Zedginidze. Es war eine spannende Reise mit einer verkappten Harmonik, eine unerwartete bzw. nicht-diatonische Harmonie, durchaus hörenswert. Eingebettet in einen formidablen Rahmen, einerseits mit dem Beginn, das oben schon erwähnte Klaviertrio von Brahms, und dem Schlusspunkt, das Trio setzte auf Robert Schumanns Klaviertrio in g-Moll, op. 110. Man könnte keine bessere musikalische Klammer wählen. Beide Kompositionen zeigen den jeweiligen Komponisten auf dem Höhepunkt ihres kompositorischen Schaffens. Schumann war ja eine Art Mentor für Brahms, der sich seinerseits wiederum sehr intensiv mit Schumanns Werk auseinandersetzte. Mit ziemlicher Sicherheit kannte Brahms Schumanns op. 110, als er ca. 30 Jahre später sein op. 87 schrieb. Beide Werke sind unglaublich reich an chromatischen Modulationen, ausdrucksstark in ihrer Melodik, beide besitzen jene Balance aus formaler Strenge (Sonatenform) und emotionaler Ausdruckskraft, wobei hier Brahms vielleicht der „klassischere Schumann“ und Schumann der „intuitiv-emotionalere Brahms“ verkörpert. Das Amelio Trio setzt auf einen gleichberechtigten Dialog zwischen den drei Instrumenten, das Klavier ist nicht bloß Begleiter, sondern vollwertiger Partner, die Stimmführung der Streicher ist sehr kontrapunktisch angelegt.
Nach der Pause dann der gemeinsame Auftritt von Miriam Kutrowatz und Anja Mittermüller, ein Hörgenuss erster Güte, die speziell in den Liedern „Die Boten der Liebe“ „Die Meere“ und „Die Schwestern“ von Brahms, aber auch in „Wenn ich ein Vöglein wär“ von Schumann zur Höchstform aufliefen. Und es kam wie es kommen musste, als Zugabe gab es das nicht von dieser Welt stammende „Blumenduett“ aus Léo Delibes Oper „Lakmé“. Eine himmlische Darbietung, ätherisch, sensitiv, apollinisch, mit Referenzcharakter. Langanhaltender Applaus.
Thomas Schiretz