Was Claudia Schiffer, Kate Moss und David Bowie verbindet

Kultur / 07.11.2025 • 10:48 Uhr
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Ellen von Unwerths Name ist zum Synonym für einen neuen Blick auf Weiblichkeit geworden. Andreas Marte

„Shocking Pop“: Die Ausstellung von Ellen von Unwerth im FLATZ Museum verrät es.

Dornbirn Mit „Shocking Pop“ zeigt das FLATZ Museum in Dornbirn eine Ausstellung der deutschen Fotografin Ellen von Unwerth. Ihr Name ist längst zum Synonym für einen Blick auf Weiblichkeit geworden, der zugleich verspielt, ironisch und von großer visueller Kraft ist. Die international gefeierte Künstlerin lebt in Paris und New York, stellt in London aus und arbeitet für Magazine wie Vogue oder Vanity Fair. Mit dieser Schau bringt sie weltweites Flair nach Dornbirn und zeigt, dass große Kunst überall dort entsteht, wo Leidenschaft, Neugier und ein offener Blick aufeinandertreffen.

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Ellen von Unwerth gehört zu den einflussreichsten Fotografinnen der Gegenwart. Andreas Marte

Die Ausstellung vereint zentrale Werkgruppen aus vier Jahrzehnten und führt vor Augen, wie von Unwerth mit Rollenbildern und visuellen Klischees spielt. Ihre Fotografien oszillieren zwischen Mode und Kunst, zwischen Pose und Kommentar – immer mit einem feinen Gespür für Zeitgeist und Ironie. Sie zeigen Frauen, die sich selbstbewusst in Szene setzen, die verführen, lachen, provozieren und dabei stets die Kontrolle über den Blick behalten.

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Andreas Marte

Bevor sie zur Kamera griff, stand Ellen von Unwerth selbst davor. In den 1980er Jahren arbeitete sie als Model, eine prägende Erfahrung. „Ich war frustriert, weil ich mich nicht bewegen durfte“, erzählt sie. „Darum ermutigte ich meine Models später, das Gegenteil zu tun: Sie sollten vor der Kamera leben, nicht posieren.“ Aus dieser Befreiungsgeste entstand jener Stil, der sie berühmt machte: ein dokumentarischer Blick voller Bewegung, Energie und Witz.

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Ellen von UnwerthEllen von Unwerth hatte auch David Bowie und Kate Moss vor ihrer Linse.

Viele ihrer ikonischen Motive, etwa von Claudia Schiffer, Kate Moss oder Nadja Auermann, zeigen genau diese Mischung aus Spontaneität und Präzision, aus Schärfe und Unschärfe sowie aus Zufall und Inszenierung. „Manchmal ist das unscharfe Foto mein Lieblingsbild, weil da wirklich etwas passiert ist“, sagt sie. Diese Energie, dieses Unberechenbare, zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk.

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Ellen von Unwerth

Dass ausgerechnet Dornbirn dank des FLATZ Museums nun zum Ort dieser Schau wird, ist fast programmatisch. Von Unwerth, die im Allgäu aufgewachsen ist, reflektiert nämlich in Teilen ihrer Arbeit auch ihre Herkunft. In ihrer Serie „Heimat“ verknüpft sie Tradition und Ironie. „Ich wollte die konservativen Klischees ein bisschen abstauben“, sagt sie lächelnd. „Ich liebe die Trachten, die alten Häuser, aber ich nehme das alles mit Humor.“

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Ellen von Unwerth

Diese Leichtigkeit und dieser spielerische Umgang mit kulturellen Symbolen prägen ihre gesamte Bildsprache. Während Helmut Newton den weiblichen Körper zur Ikone der Macht stilisierte, bringt Ellen von Unwerth ihn zum Tanzen. Ihre Frauen posieren nicht für den männlichen Blick, sondern für sich selbst. Sie feiern das eigene Begehren, die Lust an der Verwandlung und das Vergnügen an der Bühne.

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Ellen von Unwerth

Gleichzeitig sind ihre Arbeiten tief durchdrungen von einer Ästhetik des Übermuts mit Anklängen an Varieté, Zirkus und die Welt des Films. „Ich liebe alles, was glitzert, was mit Vorstellungen zu tun hat”, sagt sie. Dieses Faible stammt aus einer frühen Begegnung mit André Hellers Zirkus Roncalli, bei dem sie selbst kurzzeitig tätig war. Die Mischung aus Fantasie, Kostüm und Publikum habe sie, erzählt sie, nie mehr losgelassen.

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Ellen von Unwerth

In einer Zeit, in der digitale Selbstinszenierung allgegenwärtig ist, wirken von Unwerths Fotografien beinah analog rebellisch. Sie erinnern daran, dass ein Bild mehr ist als bloße Oberfläche, es ist ein Raum der Freiheit, des Spiels und der Selbstbehauptung. „Shocking Pop“ ist eine Hommage an das Weibliche als schöpferische Kraft, als Humor und Energie. Ellen von Unwerth zeigt, dass richtig inszeniertes Begehren nichts Unterwerfendes haben muss, sondern etwas Triumphales.

Ellen von Unwerth: „Shocking Pop“

Ausstellungsdauer: 7. November 2025 – 7. Februar 2026

FLATZ Museum – Zentrum für Photographie, Dornbirn
Öffnungszeiten: Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Freitag 15 bis 17 Uhr