Corona und Flüchtlingselend
Jean Ziegler schildert in seinem lesenswerten Buch „Die Schande Europas“ die kaum vorstellbaren Zustände in den Flüchtlingslagern auf der Insel Lesbos in Griechenland. Unsere Kirchenvertreter tun in meinen Augen viel zu wenig, um an die christliche Nächstenliebe und Barmherzigkeit unserer türkis-grünen politischen Vertreter zu appellieren. Das gegenwärtig alles beherrschende Corona-Problem überdeckt das Flüchtlingsproblem völlig. Unsere Regierung hat im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus sehr vieles richtig gemacht. Sich aber selbst zu rühmen, der Welt gezeigt zu haben, wie gut es Österreich kann und welch großes Vorbild wir sind, aber eine Aufnahme von erbarmungswürdigen Flüchtlingskindern und Flüchtlingsfrauen hartherzig abzulehnen, zeugt von geringer christlicher Gesinnung. Ein paar hundert kranke und verängstigte Kinder und Frauen, denen es in den verdreckten und vollkommen menschenunwürdigen Lagern am miesesten ergeht, bei uns in ohnehin freistehenden Unterkünften unterzubringen, ließe befürchten – so Kanzler Kurz -, dass dann leider auch die Männer nachkommen würden. Oh du armes, ängstliches Österreich! Mauern und Grenzen zu errichten, die uns vor der Verbreitung von Corona schützen sollen, oder aber Mauern und Grenzen zu errichten, um lästigen und traumatisierten Menschen sogar das Menschenrecht auf Asyl und menschenwürdiges Leben zu nehmen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich schäme mich für das Nichtreagieren unserer Regierung!
Herbert Wachter,
Lingenau