Corona zwischen
Sicherheit und Freiheit
Auf die Frage, wie viel Freiheit und wie viel Gesetz, bringe ich es auf vier Positionen: Eine erste übermütig-stolze: „Mir passiert nichts, das ist alles Hysterie!“ Diese Einstellung heißt fromm vertieft: „Gott wird uns vor dem Virus beschützen, wir müssen nur vertrauen.“ Eine zweite Antwort ist die „totalitäre“: Es muss mit aller staatlichen Gewalt auch schon die Möglichkeit einer Ansteckung total ausgeschlossen werden. Mit dem Versprechen einer absoluten Sicherheit (wirtschaftlich, militärisch, politisch) halten sich Diktaturen an der Macht, die ihnen die Bürger dafür geben. Das entgegengesetzte „liberale“ Extrem wäre die Forderung nach möglichst unbeschränkter Wahrung der individuellen Freiheiten ohne verordnete Rücksichten auf Sicherheits- und Erhaltungsbedingungen. „Wir wollen tun dürfen, was wir wollen.“ Die Mitte dieser Extreme wäre die Balance zwischen „Erhaltung und Sicherheit“ einerseits (rechts) und „Freiheit und Offenheit“ andererseits (links). Diese Balance muss nicht nur in diesen Tagen immer neu gesucht werden; sie hängt letztlich ab von der Einstellung eines Bürgers, welche der beiden Seiten für ihn (jeweils) Vorrang hat. Und es hängt ab von einem letzten Vertrauen, das ihn heute sagen lässt: Ich werde alles tun, dass ich weder mich noch andere anstecke; aber ich kann auch leben mit der äußersten Möglichkeit, dass ich angesteckt werde und möglicherweise daran sterbe.
Pfr. Peter Mathei, Alberschwende