Bünzlige Schweiz
Dass bei unseren Nachbarn die Uhren anders ticken als in den meisten mitteleuropäischen Gesellschaften, ist kein neues Phänomen – und grundsätzlich auch nicht negativ zu bewerten. In Zeiten der Coronakrise treibt diese spießbürgerliche Kultur aber sonderliche Blüten, die kritisiert werden müssen. Während sinnvollerweise täglich tausende Vorarlberger Grenzgänger zu ihrem Arbeitsplatz pendeln dürfen, ist es ausdrücklich nicht erlaubt zu Bewerbungsgesprächen in die Schweiz einzureisen. Auch nicht mit Einladung der Firma. Wollen denn die Schweizer (und Liechtensteiner) zukünftig keine Grenzgänger aus Vorarlberg mehr und wollen sie so Ihren Arbeitsmarkt abschotten? Mit kleinkariert („bünzlig“) kann wohl auch umschrieben werden, dass die Einreise von Lebenspartner(inne)n aus der Schweiz nach Vorarlberg zwar mittlerweile ziemlich unkompliziert möglich ist – aber umgekehrt Österreicher(innen) ihre Partner(innen) in der CH und FL noch immer nicht besuchen dürfen. Unverständlich! Unlogisch! Vielleicht sind Bewerbungsgespräche und Zusammenführen von Lebenspartnerschaften aktuell nicht die allerwichtigsten Themen für die (politisch) Verantwortlichen in unserem Land (die aus meiner Sicht in dieser Krise bisher alles in allem sehr gut agiert haben!). Aber nachdem es ja aufgrund politischer Bemühungen sogar für Pferdebesitzer mittlerweile fast uneingeschränkten Grenzverkehr in beide Richtungen gibt, sollte das wohl auch für aktiv jobsuchende Menschen und Partner(innen) kurzfristig möglich werden.
Robert Allgäuer, Feldkirch