Zeitreisen
Nach zwei erfolglosen Versuchen wagte ich eine weitere Einreise nach Deutschland. Der erste Versuch scheiterte wegen einer Fehlinformation des Lindauer Landratsamtes und der Vorarlberger Landesregierung. Die zweite Bemühung um einen Grenzübertritt startete ich auf gut Glück aber vergeblich. Den dritten Versuch, auf den Tag genau 75 Jahre nach Kriegsende, wegen einem für mich wichtigen, aber laut Erlass der Regierung nicht triftigen Grund. Ohne langes Hin und Her meinte dann der freundliche Beamte aus Deutschland, welcher nicht nur sinngemäß ein Auge zudrückte: „Na dann wollen wir mal nicht so sein.“ Bei der Rückreise nach Österreich dauerte es nicht nur wegen des vermehrten Verkehrsaufkommens, sondern auch wegen der eingeführten und rigoros umgesetzten Maßnahmen natürlich viel länger. Ein wild gestikulierender, mit Gesichtsmaske und darunter vermutlich finsterer Miene, übereifriger Bundesheersoldat deutete mir, zwei Meter vor und links ran und warten! „Woher kommen Sie, was machen Sie, haben Sie eine schriftliche Bestätigung“ Es kam mir vor als wäre ich unverschuldet durch eine Zeitreise in das Jahr 1945 geraten, um von einem Handlanger mächtiger Protagonisten ganz furchtbaren Sanktionen ausgeliefert zu werden! Zum Glück kam alles nicht so schlimm. Da mir kein Vergehen nachgewiesen werden konnte, wurde ich mit einer überheblichen Handbewegung zur Weiterfahrt aufgefordert.
Werner Frank,
Hörbranz