Einfach zum
Nachdenken

Leserbriefe / 08.10.2020 • 18:12 Uhr

Täglich sterben Menschen an Herzinfarkt, Krebs, grippalen Infekten, Hunger. Doch am Coronavirus darf niemand sterben. Das muss – im wahrsten Sinne des Wortes – um jeden Preis verhindert werden. Konsequenterweise müsste die Regierung angesichts der vielen Verkehrstoten das Autofahren verbieten. Früher war der Tod ins Leben integriert. Kranke Menschen wurden von der Gemeinschaft besucht, gepflegt, versorgt. Heute haben wir den Tod aus unserer Gesellschaft verdrängt. Kranke Menschen müssen ins Krankenhaus, Alte in die Pflegeheime. Sollen sie dort sterben? Wir isolieren uns, verschanzen uns hinter Masken, verdächtigen jeden, der uns begegnet, denn er könnte den Tod bringen. Kinder sind nun eine Gefahr, alte Menschen bleiben isoliert, bis sie sterben. Wegen dieser Angst lassen wir alles über uns ergehen. Zerstörung unserer Existenzgrundlage, Verzicht auf frische Luft und auf Sport, Verzicht auf Kontakt mit Freunden und Familie. Wir engagieren uns sogar dafür, nicht mehr zu leben, damit wir nicht sterben müssen. Doch warum darf gerade an Corona niemand sterben? Warum wird in den Medien pausenlos Angst geschürt? Wer Angst hat, denkt nicht rational, verlässt sich nicht mehr auf seinen gesunden Menschenverstand. Und wer nicht denkt, wird gelenkt. Angst verhindert nicht den Tod, sie verhindert das Leben.

Martina Schratzberger, Sonntag