Vor weinenden Mitschülerinnen
Am Donnerstag hat uns die Regierung gezeigt, dass sie neben Corona auch ihre zweite Kernkompetenz gut im Griff hat, nämlich die Asylpolitik: Sie hat vier Kinder, zwei davon (5 und 12) in Österreich geboren, die anderen seit sieben Jahren in Österreich lebend, abgeschoben. Weil sie so gefährlich sind, unter Zuhilfenahme von Wega und Polizeihunden. Am Zaun des Schubhaftgefängnisses standen weinend ihre Freunde, Mitschülerinnen und Mitschüler, denen der Staat eindrucksvoll seine Autorität, Gesetzestreue und Würde unter Beweis gestellt hat. So geht Vorbild! Apropos geht: Geht‘s noch? Muss das wirklich sein? Denken so viele Österreicherinnen und Österreicher, das sei in Ordnung, dass sich die ÖVP das folgenlos leisten kann? Sind auch den Grünen die Futtertröge der Macht schon zu wichtig, als dass sie nach endlosem Dulden dem Koalitionspartner die Rute endlich ins Fenster stellten? Ich wünschte mir, ich wachte auf und hätte das alles nur geträumt. Und UHBP hätte recht und wir wären gar nicht so. Und ich wünschte mir, unser Landeshauptmann und seine Kollegen würden ihren jungen Parteichef öffentlich und deutlich für dieses unwürdige Handeln kritisieren und ein Stück zurück zu ihren christlich-sozialen Werten finden. Und ich wünschte mir, ich könnte glauben, dass das tatsächlich stattfände. Warum nur kann ich das leider nicht?
Wolfgang Seidel, Höchst