Bankrotterklärung der Mitmenschlichkeit
In der ZIB2 vom 28. Jänner 2021 stellt Peter Filzmair in einem Kommentar zu den Abschiebungen dreier Kinder und ihrer Familien ein kommunikatives Dilemma zwischen den Koalitionsparteien in den Raum: Einerseits sei den Grünen zugesagt worden, die Fälle würden nochmals überprüft, gleichzeitig wurde aber alles für die geplante Abschiebung bei Nacht und Nebel vorbereitet. Wenn das so stimmt, dann ist es nicht nur ein Dilemma in der Kommunikation, sondern eine glatte Lüge.
Offensichtlich schwebt Kickls Ungeist über diesen Entscheidungen und kommt den türkisen Hardlinern gerade recht. Es ist hoch an der Zeit, dass Entscheidungen über humanitäres Bleiberecht von den bundesstaatlichen Behörden weg wieder in die Hände der Behörden zurückgelegt werden, die vor Ort mit den Umständen vertraut sind und menschlich nachvollziehbare Lösungen treffen können, den Ländern und Bezirken. Kinder und Familien abzuschieben, die hier seit Jahren leben und eine neue Heimat gefunden haben, ist eine Bankrotterklärung der Mitmenschlichkeit und man muss unserem Bundespräsidenten recht geben, wenn er sagt: „Ich kann und will nicht glauben, dass wir in einem Land leben, wo dies in dieser Form wirklich notwendig ist.“
Sissy Mayer,
Götzis