Zweite Seite

Leserbriefe / 08.02.2021 • 18:27 Uhr

des Vatikans

Viele von uns haben einen sehr negativen Eindruck vom Vatikan. Er hat eine stark veraltete Theologie, machte in der Vergangenheit die Erneuerer weltweit mundtot, bremst langzeitig die Reformgruppen, ist Schauplatz eines skrupellosen Machtkampfes und von teuren Finanzskandalen. Auf Anregung des Vatikans veranstalteten Ende Jänner d. J. als Vorbereitung der Papstreise in den Irak Vertreter der Muslime und der Christen einen zweitägigen Webmar über die Ursachen von religiösem Extremismus und Gewalt.

Das war nicht einfach eine Initiative des mutigen Franziskus. Fünf vatikanische Behörden arbeiteten an der Organisation der Versammlung mit. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch noch: Das Treffen war und ist Teil einer langfristigen Strategie des Vatikans. Diese soll helfen, entsprechende Probleme zu verstehen, sie einzudämmen und Möglichkeiten für „eine Kultur des Dialogs und der Geschwisterlichkeit“ zu finden. In zahlreichen Initiativen leistet das zum Teil moderne und aufgeschlossene Personal des Vatikans seinen Beitrag zur Verbesserung der Menschheit und der Welt. Viele denken nie an diese zweite Seite des Vatikans oder wissen nichts von ihr. Es ist wichtig, sie in Betracht zu ziehen, um der Wirklichkeit des Vatikans gerecht zu werden. Bei vielen stellt sich dann allerdings die Frage: Will ich das überhaupt? Behalte ich nicht lieber meine bisherige, vorurteilsbehaftete Meinung?

Pfr. Helmut Rohner, Dornbirn