Anonyme Briefe
lieben wir – besonders von Staatsdienern
„Da muss man ja Angst haben, wenn man seine Kinder in die Schule schickt.“ Das waren die Worte meiner Frau, als sie von dem anonymen Brief der ungeimpften Vorarlberger Lehrer erfuhr. Mindestens 150 Lehrer deren Staatsverständnis ebenso einer Nachhilfe bedarf, wie ihre Einstellung zu Gesundheit und sozialem Miteinander. Das alles muss man erst einmal in seiner Gesamtsicht verkraften: Dass es so viele Lehrer gibt, die nicht bereit sind, den ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schülern während der Pandemie den Schutz zu gewähren, den Eltern und Vorgesetzte von ihnen erwarten. Deren Handeln damit im Widerspruch zu ihrem Diensteid steht. („Ich gelobe, dass ich die Gesetze der Republik Österreich befolgen und alle mit meinem Amte verbundenen Pflichten treu und gewissenhaft erfüllen werde.“) Wie weit sind wir eigentlich gekommen, dass aus dem Kreise derjenigen, denen wir unsere Kinder zur Erziehung und Bildungsvermittlung überlassen, anonyme Erpresserbriefe an eine übergeordnete Dienststelle geschrieben werden. Frei nach dem Droh-Motto „Wenn Ihr eine Impfung von uns fordert, werden wir unsere Lehrtätigkeit einstellen. Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt!“ Ein solches Revoltieren von Staatsdienern gegen unser aller Staat ist im Endergebnis problematischer als das Coronavirus. Dagegen kann man wenigstens impfen!
Jürgen Gerdes, Mellau