Konservenmusik
in der Kirche
Kirchen sind oft Orte, die schon beim Betreten mit ihrer würdigen Ruhe ein inneres Wow-Erlebnis hochkommen lassen. Wer je in Kirchen übt, sie mit Blumen schmückt oder Reinigungsdienste verrichtet, spürt, dass auch Kinder in Begleitung von Eltern oder Großeltern den Raum meist in gespannter Ruhe und tiefer Erwartung betreten. Die Ruhe fasziniert. Sie lädt ein, mit dem Allerheiligsten in Kontakt zu treten, mit Verstorbenen zu kommunizieren – oder einfach zu sich selber zu finden. Nun ist es aber vielerorts Usus geworden, gerade bei Beerdigungen Konservenmusik anstelle von Livemusik als Pausenfüller einzusetzen. Schon beim Betreten scheppert aus für diese Art der Tonwiedergabe nicht geeigneten Lautsprechern esoterische „Low quality“-Musik entgegen, die in endlosen Schleifen mit künstlich generierten (meist) Panflötenklangen einfache Akkorde aneinanderreiht. Die richtige Lautstärke zu finden, ist ein Problem. Schon erlebt, dass es dann beim dritten Stück in ein „M-ta-ta“ überging, was einen Run der verantwortlichen Person zum Gerät auslöste.
Damit wir uns nicht falsch verstehen. Kirche lebt von Musik, aber von live vorgetragener Musik. Hier kommt es nicht auf das Niveau des Darbieters an. Schon ein einfaches Flötenstück eines Enkels an seine verstorbene Oma lässt kalt über den Rücken laufen. Ja, und sonst halten wir doch einfach Stille. Sie ist der beste Ausgangspunkt für Gebet und Livebeiträge.
Siegfried Tschofen, Bürs