Wissenschaftsfeinde?
Laut einer Studie sei Österreich das Land mit der größten Wissenschaftsskepsis Westeuropas, schreibt Reinhold Bilgeri in seinem Kommentar (VN, 17.8.23). Dass eine gesunde Skepsis gegenüber dem, was uns als „wissenschaftlicher Konsens“ verkauft wird, durchaus angebracht ist, zeigt die Covid19-Impfung. Zu Beginn der Impfkampagne hieß es noch: „Die Impfung bewirkt Immunität!“ Nur wenig später erfolgte die Korrektur: „Die Impfung immunisiert nicht, aber sie schützt vor Ansteckung.“ Auch das erwies sich als falsch. Die neue Botschaft lautete: „Die Impfung schützt nicht vollkommen, aber sie verhindert einen schweren Verlauf.“ Viele Geimpfte haben dann das Gegenteil erfahren. „Man kann auch als Geimpfter ernsthaft erkranken, vermeidet aber einen Krankenhausaufenthalt“, so die Stellungnahme. Als die Spitäler aus allen Nähten platzten, weil auch viele Geimpfte hospitalisiert werden mussten, beschwichtigten die Regierungsexperten: „Man kann trotz Impfung ins Krankenhaus kommen, aber man stirbt nicht.“ Die bittere Realität war: Es starben auch Geimpfte. Wissenschaft ist eben nicht perfekt (lateinisch: abgeschlossen), sondern im Fluss. Sie entwickelt sich durch Erfahrung, durch Diskurs, durch These und Antithese weiter, wie Herr Bilgeri richtig anmerkt. Der für die Skeptiker verwendete Ausdruck „Wissenschaftsfeinde“ ist im Grunde aber nichts anderes als ein politischer Kampfbegriff, der die Gesellschaft spaltet und darauf abzielt, kritische Meinungen in ein obskures Eck zu drängen.
Mag. Wilfried Hämmerle, Lustenau