Sanieren statt
abreißen
Beinahe täglich hört man in den Nachrichten einerseits, dass viele Menschen sich das Wohnen nicht mehr leisten können, und andererseits, dass die Bauwirtschaft an einem Auftragsmangel leidet. Bei diesen Themen müssen wir gemeinsam einen vernünftigen Kompromiss finden. Seit vielen Jahren folgen wir beim Bauen dem Motto: besser, größer, höher, schneller. Statt alte, erhaltenswerte Bausubstanz zu sanieren, haben wir sie demoliert. So kann das nicht weitergehen – eine „Zeitenwende“ ist angesagt! Als ich vor einigen Jahren hörte, dass mehr als 80 % der Gebäude in Vorarlberg aus der Zeit nach 1945 stammen, bin ich erschrocken. Viele Wohnungen und Häuser! Und wie viele von ihnen stehen leer oder sind sanierungsbedürftig? Sehr viele. Warum, frage ich mich, hört man davon relativ wenig? Einen wesentlichen Grund dafür sehe ich in unserer Einstellung, dass immer alles neu und besser sein soll. Wertschätzen, hegen und pflegen klingt eher altmodisch. Nochmals, „Zeitenwende“. Wir könnten uns doch gemeinsam um all das kümmern, was wir bereits haben! Es wertschätzen, teilen und hier und da an einer Schraube drehen, mit unserer handwerklichen Kreativität Gebäude aus den verschiedensten Jahrzehnten beleben. Damit würdigen wir, was frühere Generationen geleistet haben, gehen schonend mit unserer Umwelt um und bieten vielen Menschen ein offenes, sinnvolles Arbeitsfeld an.
Elisabeth Rüdisser, Hohenems