Psychosoziale Betreuung in Vorarlberg – ein notwendiger Dienst

Leserbriefe / 09.10.2024 • 19:05 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser, bei einem Unfall, Todesfall oder anderen tragischen Ereignissen stehen viele Menschen unter Schock und brauchen sofortige Hilfe. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams Vorarlberg (KIT) leisten in solchen Momenten großartige Arbeit. Doch was geschieht danach? Viele Betroffene benötigen auch nach der ersten Hilfe psychosoziale Unterstützung, aber genau hier fehlt oft die notwendige Nachbetreuung. Gerade wenn ein Ereignis abends oder nachts eintritt, werden die Betroffenen erst am nächsten Tag kontaktiert. Diese Wartezeit, die wie eine Ewigkeit erscheint, ist oft die kritischste Phase. Seit 12 Jahren bin ich im KIT tätig und begleite auch Einsatzkräfte in der KollegInnenhilfe. Immer wieder zeigt sich, wie dringend eine schnelle psychosoziale Betreuung benötigt wird, um Menschen Sicherheit und Halt zu geben. Oft reicht schon ein Gespräch, um große Wirkung zu erzielen. Psychosoziale Begleitung unterstützt die Verarbeitung belastender Erlebnisse und stärkt die seelische Gesundheit. Sie hilft, Stress zu bewältigen und vermittelt das Gefühl, nicht allein zu sein. Wer frühzeitig psychische Unterstützung erhält, kann oft langwierige Therapien vermeiden. Meine fast dreijährige Ausbildung zum psychosozialen Betreuer umfasst 700 Praxisstunden, davon 100 Supervisionsstunden. Diese Arbeit ist notwendig und sollte gefördert werden – auch in Vorarlberg. Psychosoziale Betreuung muss allen zugänglich sein, nicht nur in akuten Notlagen.

Kilian Benno Moll – Dünserberg