Regierungs-
Mannschaft

Leserbriefe / 20.10.2024 • 18:53 Uhr

Wir leben im Jahr 2024. Die Vorarlberger Bevölkerung setzt sich aus 202.457 Männern und 204.429 Frauen zusammen (Medieninformation des Landes vom 16. 1. 2024). Mehr als die Hälfte der in diesem Land lebenden Personen ist also weiblich. Aktuell wird im Landhaus über die Zukunft des Landes debattiert. Verhandlungsteams von zwei Parteien stellen ein neues Regierungsprogramm zusammen. Darin werden die Schwerpunkte für die politische Arbeit der kommenden fünf Jahre fixiert. Von diesen beiden Teams besteht eines zu 100 Prozent aus Männern, und das andere zu 80 Prozent (unter fünf Verhandelnden ist eine Frau). Seit 2018 gibt es in Österreich eine verpflichtende Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte sämtlicher börsennotierter Unternehmen. Es ist eine notwendig gewordene Zwangsverpflichtung, um sicherzustellen, dass auch in Führungsgremien Frauen vertreten sind. Denn: Mangelnde Diversität in Entscheidungsgremien führt erwiesenermaßen zu einer schlechteren „Performance“, und Themen, die vor allem den Lebensalltag und Wirkungsbereich von Frauen und „Minderheiten“ betreffen, werden weniger bis gar nicht berücksichtigt. Das Land Vorarlberg als „Unternehmen“, das die Bevölkerung repräsentiert und deren Anliegen vertreten soll, bekommt also eine rote Karte. Aber eigentlich passt diese untolerierbare Besetzungspolitik nur allzu gut zur traurigen Tatsache, dass sich in Vorarlberg auch bei der Lohnschere zwischen Männern und Frauen seit Jahrzehnten nichts Nennenswertes bewegt.

Brigitta Soraperra, Feldkirch