Nehmen Sie Ihre Rechte wahr
Ab Montag sind 121.066 Vorarlberger Arbeitnehmer aufgerufen, ihre Vertreter in der Arbeiterkammer zu wählen. Das Interesse an den Wahlen wird sich wohl auch heuer in Grenzen halten. Beim letzten Urnengang waren es knapp 41 Prozent, die ihre Stimme abgaben. Heuer könnten noch weniger Wahlberechtigte den Weg in die Wahlzelle suchen. Mit der AK-Wahl nimmt ein Superwahljahr mit Landtags- und EU-Wahlen seinen Anfang. Anlass genug also, um wieder einmal unser aller Möglichkeit, aktiv in die Politik einzugreifen, in Erinnerung zu rufen.
Man kann viel kritisieren am derzeitigen System, an der Arbeiterkammer und der Sozialpartnerschaft, am Staat, an der Regierung und an der Europäischen Union. Man kann Arbeiter- und Wirtschaftskammer verknöchert nennen und sich fragen, wie man den Begriff Interessenvertretung deuten soll. Vertreten die Kammern nun die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber der Regierung oder ist es genau umgekehrt: Vertreten sie die Interessen der Regierung gegenüber ihren Mitgliedern? Man kann für ihre Abschaffung, ihre Reform oder etwas ganz anderes sein.
Die Freiheit zu tun, zu denken und zu sagen, was wir wollen, ist ein hohes Gut, an das wir uns gewöhnt haben. Diese Gestaltungsmöglichkeiten sollten wir aber auch wahrnehmen. Mit unserer Stimme der Unzufriedenheit Ausdruck geben, oder mit einem Kreuz zeigen, dass alles gut ist. Die Demokratie, derer viele von uns müde sind, ermöglicht sowohl das niedrige Interesse als auch den frei formulierten Frust über die Zustände. Sie ermöglicht es aber auch wirklich jedem von uns, einzugreifen.
Mit der Kraft der eigenen Stimme kann z. B. auch die Sozialpartnerschaft reformiert werden. Statt zu schimpfen und zu lamentieren, können sowohl die Arbeiterkammer als auch ihr Gegenüber, die Wirtschaftskammer (2010 betrug die Wahlbeteiligung in Vorarlberg knapp 30 Prozent), so verändert werden, wie die Mitglieder es wollen. Es ist in Österreich keine große Anstrengung, seinem Willen Ausdruck zu verleihen. Niemand muss sich vor Repressalien fürchten wie in vielen anderen Ländern, wo Menschen für das Recht auf freie Wahlen auf die Straße gehen. Nutzen Sie als Arbeitnehmer nächste Woche diese Möglichkeit, zu wählen, sie zahlen schließlich auch Monat für Monat Ihren AK-Beitrag.
Zeigen Sie als Bürger bei den Landtags- und Europawahlen ihren Willen und als Unternehmer nächstes Jahr bei der Wirtschaftskammer-Wahl.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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