15 Millionen Euro mehr für Sozialbedienstete

Neuer KV für private Sozial- und Gesundheitsorganisationen kostet mehr als geplant.
Schwarzach. 4700 Menschen sind in Vorarlberg in privaten Sozial- und Gesundheitseinrichtungen beschäftigt: Pflegehelferinnen, Diplomierte Krankenpfleger, Kindergartenpädagogen, Sozialbetreuer in der Altenhilfe und Behindertenarbeit oder Sozialarbeiterinnen. Diese bekommen nun ein verspätetes Weihnachtsgeschenk in Form von mehr Gehalt. Denn mit 1. Februar gilt der neue Kollektivvertrag für private Sozial- und Gesundheitsorganisationen in Vorarlberg.
Ab 1. Februar beträgt das Mindestgehalt 1500 Euro brutto. Die Gehaltsklassen wurden neu gestaltet. Kindergartenpädagogen starten beispielsweise mit einem Anfangsgehalt von 2420 Euro brutto. Insgesamt steigen die Gehaltskurven am Anfang stärker an. Die gesamte Karenzzeit nach dem Mutterschutzgesetz, Väter-Karenzgesetz und der Hospizkarenz wird für die Vorrückung in den Gehaltsgruppen angerechnet. Dazu kommt eine Erschwerniszulage in Höhe von 128 Euro im Monat für alle, die am Klienten oder Patienten arbeiten.
Zähe Verhandlungen
„Insgesamt bekommen alle Beschäftigten mindestens 2,5 Prozent mehr, in Einzelfällen bis zu 12 Prozent“, betont Bernhard Heinzle, Chefverhandler der Gewerkschaft der Privatangestellten. Die Verhandlungen darüber zogen sich in die Länge. Ziel war eine Angleichung an das Gehaltssystem der Landeskrankenhäuser. Die Gespräche zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern gestalteten sich allerdings mehr zäh als konstruktiv. Viele Krisensitzungen seien notwendig gewesen, berichtet Heinzle. Bewegung in die Sache kam dann erst durch eine Betriebsversammlung mit über 1000 Teilnehmern. Der daraus entstandene Druck und die Solidarität der Beschäftigten gaben letztlich den Ausschlag. Die Ausdauer hat sich jedenfalls gelohnt. Dies sei der innovativste und nachhaltigste Kollektivvertrag in ganz Österreich, zeigt sich Heinzle stolz.
Das alles kostet natürlich. Insgesamt 15 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr, so der Gewerkschafter. 10 Millionen sollen aus dem Sozialfonds des Landes, fünf Millionen von Vereinen, AMS oder Bundessozialamt kommen. Das ist mehr als ursprünglich geplant, denn eigentlich ging man im Oktober noch davon aus, dass die Mehrkosten für den neuen KV niedriger sein würden als jene im Rahmen der Gehaltsreform für Spitalsbedienstete. Diese kostet jährlich 13,5 Millionen zusätzlich. Das Land rechnete beim Sozial- KV wohl nur mit rund 10 Millionen.
2013 haben Land und Gemeinden insgesamt 260 Millionen Euro im Sozialfonds veranschlagt.
Kein eitel Sonnenschein
Aus diesem Grund können sich zwar die Beschäftigten freuen, eitel Sonnenschein herrsche insgesamt über den neuen Kollektivvertrag bei Weitem nicht, ist aus informierten Kreisen zu hören. Zwar kann niemand etwas dagegen sagen, wenn die Beschäftigten in diesen wichtigen Berufen künftig mehr verdienen, denn die Sozial- und Gesundheitsberufe werden dadurch aufgewertet und gewinnen an Attraktivität, was äußerst wichtig ist für die Zukunft. Dennoch bedeutet der neue Kollektivvertrag einen erheblichen Mehraufwand an Kosten.
Viele Gemeinden und Städte, die zum Beispiel Kindergärten in private Gesellschaften ausgelagert haben, werden in Zeiten knapper Budgets nicht laut jubeln. Bereits mit der Gehaltsreform für Spitalsbedienstete hatte beispielsweise Dornbirn große Probleme, weil fünf Millionen Euro Mehrkosten im Jahr das Budget erheblich belasten. Heinzle rät jedenfalls dazu, sich an AK oder Gewerkschaft zu wenden, falls es Probleme bei der Umstellung gibt.
Das ist der innovativste Kollektivvertrag Österreichs.
Bernhard Heinzle, Gewerkschaft
Kennzahlen
Privater Sozial- und Gesundheitsbereich in Vorarlberg
» 4700 Beschäftigte
» davon 2700 im Sozial- und Gesundheitsbereich
» 145 Organisationen
» 2000 im Pflegebereich
» Mindestgehalt: 1500 Euro brutto