Die Suche nach der Perspektive

Markt / 11.02.2014 • 22:05 Uhr
2470 Personen waren im vergangenen Jahr im Durchschnitt in Schulungen des AMS Vorarlberg.  Foto: APA
2470 Personen waren im vergangenen Jahr im Durchschnitt in Schulungen des AMS Vorarlberg. Foto: APA

Schulungen als Chance gegen Arbeitslosigkeit: Die Hälfte hat nach drei Monaten einen Job.

Bregenz. AMS-Kurse stehen gerne in der Kritik, diskutiert wird vor allem über deren Sinnhaftigkeit. Wirft man einen Blick auf die Statistik, zeigt sich: Rund die Hälfte aller Schulungsteilnehmer hat nach drei Monaten wieder einen Job. „Diese Zahl kann man natürlich immer verbessern“, erklärt AMS-Chef Anton Strini. Aber letztlich könne man aus einer Reinigungskraft keinen Diplom­ingenieur machen, gibt er sich auch keinen Illusionen hin. Die Erfolgsquote war schon viel niedriger. Auch weil sie stark von der Konjunktur abhängt. Geht’s der Wirtschaft schlechter, nutzen auch die Weiterbildungen weniger, weil es weniger Jobs am Markt gibt.

Knapp 32.000 Menschen – also fast jeder Elfte – war im vergangenen Jahr in Vorarlberg zumindest einmal als arbeitslos vorgemerkt. Es sind also nicht immer die gleichen Kandidaten, die seit Jahren nicht arbeiten und sich mit diversen Schulungen „durchschlagen“.

Einmal arbeitslos, geht es darum, eine Perspektive zu entwickeln. Den einen fehlt es an der entsprechenden Qualifikation, anderen an sozialer Kompetenz. Für fast alles gibt es die passende Schulung. Natürlich komme es vor, dass ein Kunde in einem Kurs sei, der nicht passgenau ist. Jeder AMS-Berater habe im Durchschnitt 230 bis 300 Arbeitslose zu betreuen. „Und pro Tag kommen in Vorarlberg 200 Arbeitslose dazu, während 200 wieder wegfallen“, erklärt Strini den täglichen Wechsel. Alles in allem habe man das aber „ganz gut im Griff“.

Jüngere kürzer arbeitslos

Wer sich arbeitslos meldet und beispielsweise eine Einladung zu einem Bewerbungstraining bekommt, ist aber zumeist nicht gerade begeistert. Dabei bietet gerade dieser Kurs, im Fachjargon „Aktivierungsmaßnahme“ genannt, eine sehr gute Chance, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Erfolg gibt dem oft „ungeliebten“ Kurs recht: Schließlich haben über 50 Prozent aller Absolventen nach spätestens drei Monaten wieder einen Job. Wobei die Erfolgsquote bei Jugendlichen sogar zwischen 50 und 67 Prozent liegt. Den größten Erfolg bei allen AMS-Maßnahmen bilden die so genannten Implacement-Stiftungen. Dabei werden Unternehmen, die ihren Personalbedarf nicht abdecken können, und arbeitsuchende Personen, denen für einen bestimmten Arbeitsplatz eine Qualifizierung fehlt, zusammengeführt. Die Erfolgsquote liegt hier bei 80 Prozent und mehr.

Arbeitslos bleibt man in Vorarlberg im Durchschnitt 82 Tage lang. Bei den unter 20-Jährigen ist es nur ein Monat. „Hier gilt: Je älter, desto schwieriger wird die Jobsuche“, betont der AMS-Chef. Neben jenen, die aufgrund einer Schulung wieder einen Job finden, gibt es natürlich auch jene, die vorzeitig alles „hinschmeißen“. „Drop-out-Quote“ nennt sich die Zahl, die besagt, wie viele Teilnehmer den Kurs nicht zu Ende bringen. Und diese ist bei den Jugendlichen deutlich höher als bei Erwachsenen. Nichtsdestotrotz haben aber wiederum jene, die den Kurs letztlich auch zu Ende bringen, die höchsten Aufnahmequoten auf dem Arbeitsmarkt.

Auf dem Prüfstand

Der Erfolg der Maßnahmen wird jedes Jahr auf den Prüfstand gestellt. „Das ist natürlich bei den vielen Millionen, die da hineinfließen“, erklärt Strini. Dabei gelten strikte Regeln. Erfolgreich seien nur Schulungen, bei denen der Arbeitsmarkterfolg – also der Anteil derer, die nach drei Monaten wieder einen Job haben – bei mindestens 25 Prozent liegt. Ansonsten wird nachjustiert. Und was passiert, wenn jemand eine Schulung abbricht? Kommt darauf an. Bei einem nachvollziehbaren Grund drohen keine Konsequenzen. War es mutwillig, wird das Arbeitslosengeld gesperrt.