Erste Group lässt Federn

Erste Group halbiert nach tiefrotem Schlussquartal und Gewinneinbruch die Dividende für 2013.
WIEN. Teure Abschreibungen auf die Rumänien-Tochter BCR, aber auch der Ausstieg aus der Ukraine haben bei der börsennotierten Erste Group 2013 den Jahresgewinn von 483,5 Mill. Euro auf 61 Mill. Euro einbrechen lassen. Das Schlussquartal war tiefrot: Hier musste am Freitag ein Verlust von 369,3 Mill. Euro gemeldet werden.
In Ungarn hat die Tochterbank der österreichischen Erste Group im Geschäftsjahr 2013 unterm Strich einen Verlust von 108,9 Mill. Euro geschrieben. Das war doppelt so viel wie im Jahr davor (55,1 Mill. Euro). Für einen Großteil des zusätzlichen Abgangs macht die Erste die hohen ungarischen Bankensteuern verantwortlich.
Faule Kredite abbauen
Erste-Chef Andreas Treichl erwartet heuer einen operativen Gewinn in etwa auf dem Niveau von 2013. Die faulen Kredite vor allem in Rumänien will er 2014 deutlich abbauen, Kosten senken und den Konzern insgesamt stärken. Vor Analysten sprach er am Freitag das spezielle Umfeld in Österreich wegen der abzuwickelnden staatlichen Problembank Hypo Alpe Adria an. „Wir wissen nicht, wie das ausgeht“, meinte Treichl. Man wisse noch nicht, welche Wahl die Regierung treffe und welche Folgen dies für das Land und für die Erste selbst haben werde. Aber anders als die Notenbank oder andere Banken hätte der Chef der börsennotierten Erste Group, Andreas Treichl, nicht die Sorge, dass die Erste ihr Rating verlieren würde, sollte die staatliche Krisenbank Hypo Alpe Adria in Konkurs geschickt werden.
Im bisherigen Problemland Rumänien will die Erste Group im Jahr 2014 ihren Bestand an faulen Krediten um 15 bis 20 Prozent abbauen.
Ende Dezember 2013 waren bei rückläufiger Bruttokreditentwicklung im Konzernschnitt 9,6 (Vorjahr: 9,2) Prozent der Kredite notleidend. Am höchsten ist der Anteil fauler Kredite in Rumänien (30,6 Prozent), gefolgt von Ungarn (26,8 Prozent). In Österreich lag die sogenannte NLP-Quote Ende des Jahres stabil bei 5,5 Prozent. In der Slowakei waren es 5,6 Prozent, in Tschechien 4,7 Prozent.
Frühzeitiger Ukraine-Ausstieg
Die Erste Group ist voriges Jahr aus dem Krisenland Ukraine ausgestiegen. Der Aufenthalt in diesem Land hat aber viel gekostet: Der Vorstand bezifferte die kumulierten Abschreibungen am Freitag mit etwa 300 Millionen Euro. Mit einer letzten Abschreibung auf Währungsschwankungen von 76,6 Millionen Euro in der Konzernbilanz 2013 schloss die Erste das Kapitel Ukraine für sich ab. Aus dem Verkauf der Bank „Prestige“ könnten nun keine weiteren Verpflichtungen mehr entstehen, berichtete Erste-Risikovorstand Andreas Gottschling am Freitag in Wien. Auch die Refinanzierungen seien komplett rückgeführt.
Der Verkauf der Ukraine-Operation im Vorjahr sei der absolut richtige Schritt gewesen. „Das wäre jetzt wahrscheinlich nicht mehr möglich.“
Aktie abgestürzt
Immer noch ist die Erste Group mit 435 Millionen Euro hauptsächlich an Firmenkrediten in der Ukraine engagiert, berichtete das Institut. Es gebe aber keine Bonds, auf die ein Abschreibungsbedarf entstehen könnte. Man hoffe, die Probleme seien temporärer Natur.
Die Aktionäre reagierten gestern trotz der Gewinnwarnung des Geldinstituts schon im Vorfeld der Jahresbilanz-Pressekonferenz nervös. Der Bankenwert, der am Wiener Parkett ein Drittel des gesamten ATX ausmacht, sackte um 10,20 Prozent ab. Das zog auch den ATX um 2,31 Prozent bis zum Nachmittag hinunter.
Ein Verkauf in der Ukraine wäre nun nicht mehr möglich.
Andreas Treichl
Fakten
Zahlen der Erste Group 2013 (Zahlen Vorjahr)
» Jahresgewinn: 61 Mill. Euro (483,5 Mill.)
» Risikokosten f. Kredite: 1,76 Mrd. (1,98 Mrd.)
» Betriebsergebnis: 3,3 Mrd. Euro
» Dividende: 20 Cent je Aktie (40 Cent)