Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Wenig Anreiz für Unternehmer

Markt / 12.03.2014 • 22:12 Uhr

In den politischen Gremien sitzen immer weniger Unternehmer. Egal ob im EU-Parlament, im Nationalrat oder im Landtag – die Unternehmerschaft ist unterrepräsentiert. Offenbar ist das der Politikerkaste ganz recht, wenn sie unter sich bleibt, wenn Beamte, Parteiangestellte und Landwirte das Gros der Abgeordneten stellen. Unternehmer überlegen sich lange, ob sie sich ein solches Amt antun und sagen immer öfter Nein.

 

Mit gutem Grund: Schon allein die Überlegung von Unternehmern, ein politisches Amt anzunehmen, sorgt für Aufruhr bei den Parteistrategen, zieht eine Flut von Anfragen, Presseaussendungen, Mutmaßungen und sogar Verdächtigungen nach sich, die Menschen, die schon bislang bereit waren, ein Mehr an Verantwortung zu übernehmen, nicht verdient haben und vor allem auch nicht notwendig haben.

 

Wenn man als Ausschlussgrund frühere Aufträge der öffentlichen Hand anführt, dann schließt man einen guten Teil der Unternehmer aus. Denn Land, Bund und Gemeinden sind nun mal ganz große Auftraggeber für unsere Wirtschaft. Der größte Teil dieser Aufträge wird außerdem nach einer öffentlichen Ausschreibung vergeben. Von Packelei zu sprechen, wenn sich einer dieser Auftragnehmer erdreistet, in die Politik zu gehen, zeigt entweder, dass die politischen Strategen keine Ahnung davon haben, wie „draußen“ die Welt funktioniert, oder sie wollen in ihren Reihen einfach niemanden von „draußen“ haben, wie es scheint – jedenfalls keine Unternehmer.

 

Die Hürden, die ein Unternehmer überwinden muss, um politisch aktiv zu werden, sind aber auch sonst sehr hoch. Politik braucht Zeit, die im Unternehmen dann fehlt oder nur durch viel zeitliches Engagement ausgeglichen werden kann, eine Karenzierung ist für Angestellte in der Privatwirtschaft fast unmöglich und auch die Karriere stockt unweigerlich, wenn man in Landtag oder Parlament Platz nimmt. Wer gar Regierungsverantwortung übernehmen will (soll), muss sich von seinem Unternehmen verabschieden. Die Unternehmer und Führungskräfte in der Wirtschaft, die das auf sich nehmen, sind an einer Hand abzuzählen.

 

Zumindest ein bisschen Unternehmertum indes würde den Gremien guttun, ein bißchen Praxis in die oft abgehobenen Diskussionen und Gesetzesvorschläge bringen. Die Parteien sollten also froh sein, wenn sich Wirtschaftstreibende in die Politik begeben. Und nicht reflexartig mit allen Geschützen auf sie schießen.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862