Vorarlberg ist größter Zahler, aber kein Profiteur

Markt / 26.03.2014 • 22:05 Uhr
Vorarlberg ist größter Zahler, aber kein Profiteur

Trotz hoher Leistungskraft liegen verfüg­bare Einkommen nur im Mittelfeld.

Schwarzach. Vorarlberg ist ein wirtschaftlich leistungsfähiges Land. Bei der Bruttowertschöpfung pro Kopf liegt das Bundesland hinter Wien und Salzburg an dritter Stelle. Warum aber liegt Vorarlberg beim verfügbaren Einkommen derweil nur im Mittelfeld, hat aber die höchste Nettobelastung aller Bundesländer und die geringsten Sozialleistungen? Dieser Frage geht eine aktuelle Studie der Wirtschaftskammer Tirol gemeinsam mit der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbh nach. Diese weist auch nach, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Bundeslandes letzten Endes nur bedingt für die Höhe des verfügbaren Einkommens pro Kopf entscheidend ist.

Durch Nettobelastung gekürzt

Zwar hat Vorarlberg österreichweit das höchste am Markt erzielte Einkommen. Entscheidend dafür ist unter anderem die hohe Industrieorientierung im Land. Allerdings wird dieses sogenannte Primäreinkommen durch eine hohe Nettobelastung deutlich gekürzt.

Denn das, was den Menschen letztlich in der Geldtasche bleibt, also das verfügbare Einkommen, bei dem Einkommen- und Vermögensteuern und Sozialbeiträge abgezogen und Sozialleistungen (Familienbeihilfe, Arbeitslosengeld etc.) hinzugefügt werden, liegt im Vergleich zu den anderen Bundesländern nur im Mittelfeld. So ist die Nettobelastung pro Kopf in Vorarlberg am höchsten.

Einziger Nettozahler

Dazu kommt die Tatsache, dass Vorarlberg als einziges Bundesland in Österreich mit 65 Euro pro Kopf mehr Sozialbeiträge einzahlt, als es letztlich Sozialleistungen erhält. Während es sich bei allen anderen Bundesländern genau umgekehrt verhält. Somit ist man der einzige Nettozahler aller österreichischen Bundesländer.

Der Preis ist hoch

Und so zahlt das westlichste Bundesland quasi den Preis für die konstatierte Schieflage im österreichischen Steuer- und Transferstaat. Ein Fazit der Studie: Trotz überdurchschnittlicher wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und höchstem Primäreinkommen pro Kopf fällt Vorarlberg nach Wirkung des Steuer- und Transferstaates nur ins obere Mittelfeld der verfügbaren Einkommen pro Kopf. Oder anders gesagt: Die hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hat ihren Preis. „Es ist kritisch zu hinterfragen, ob die großen Differenzen bei der Nettobelastungsquote tatsächlich mit dem Prinzip der Leistungsfähigkeit vereinbar sind“, stellen die beiden Studienautoren Stefan Haigner und Stefan Jenewein kritisch fest. Es sei nun Aufgabe einer gesamtstaatlichen Diskussion, beispielsweise im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen, diese Schieflage zu beseitigen. Zentral dabei müsse es sein, die Anreize für die leistungsfähigeren Bundesländer nicht derart zu „verwässern“, dass Leistung bestraft werde.