Die “Kleinen” sind viel mehr

52 Prozent aller Betriebe bestehen aus nur einer Person. Nur 9 Prozent waren arbeitslos.
Schwarzach. 10.454 Menschen in Vorarlberg sind unternehmerisch auf sich allein gestellt, stehen ohne einen Mitarbeiter ihren „Mann“. Als „Arbeitslose“ bezeichnete Fritz Amann, bis Donnerstag noch Vizepräsident der WKÖ, diese Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Seine Sager endeten letztlich in seinem Rücktritt. Denn er hat dabei auf eines vergessen, die Fakten. Und diese sprechen eine andere Sprache. Laut Zahlen der Wirtschaftskammer Vorarlberg sind es gerade einmal neun Prozent aller EPU, die aufgrund von Arbeitslosigkeit selbstständig geworden sind. Der größte Teil der Ein-Personen-Unternehmen in Vorarlberg will sein eigener Chef sein und sieht durch ihr Fachwissen gute Chancen auf dem Markt. Für Susanne Rauch, EPU-Sprecherin der Wirtschaftskammer und selbst als Mental-Coach unternehmerisch tätig, ist es aber wichtig, an die Eigeninitiatve zu appellieren. „Ich sollte vorher abklären, trägt sich das, was ich mache“, rät sie davon ab, sich blind in die Selbstständigkeit zu stürzen. Rund 55 Prozent der Gründer sind auch nach fünf Jahren noch tätig.
Ebenfalls interessant: Fast 90 Prozent der EPU sind mit der Entwicklung ihrer Firma zufrieden oder sehr zufrieden. Noch mehr schätzen ihre Zukunftsperspektive als optimistisch oder sehr optimistisch ein. Die Aussagen von Amann sind für Rauch, „absolut daneben, weil dadurch eine große Gruppe, die ihre eigenen Arbeitsplätze schafft, in ihrem Wert angegriffen wird.“ Auch in ihrem wirtschaftlichen Wert. Denn erstmals haben die „Kleinen“ die Mehrheit. Mittlerweile sind 52 Prozent aller Mitglieder der Vorarlberger Wirtschaftskammer Ein-Personen-Unternehmen. „Das sind Experten in ihrem Tun, ansonsten würden sie auch nicht am Markt bestehen“, bricht Rauch eine Lanze. Nicht zu vergessen: Viele wollen wachsen und Mitarbeiter einstellen. So wie nicht wenige Top-Betriebe im Land, die auch einmal „klein“ angefangen haben. Ein Punkt, der übrigens oft vergessen wird, wenn man moniert, dass EPU im Gegensatz zu größeren Betrieben weniger Kammerumlage zahlen, dafür aber mehr Leistungen ihrer Interessenvertretung in Anspruch nehmen.
Herausforderungen gibt es für die EPU genug, die soziale Absicherung beispielsweise. Allerdings kam der Vorschlag des stv. SVA-Obmanns, die Krankenversicherungsbeiträge der Selbstständigen um 10 Prozent zu reduzieren, gestern nicht bei allen gut an. Das Sozialministerium sollte die dafür benötigten 55 Millionen lockermachen. Minister Rudolf Hundsdorfer wies den Wunsch postwendend zurück. Das würde die Steuerzahler noch mehr belasten. Auch die Arbeiterkammer gab ein Veto.
Hier wird eine große Gruppe in ihrem Wert angegriffen.
Susanne Rauch