Bei Kinderbetreuungsangebot ist mehr nicht immer genug

Kinderbetreuungsquote bei Unter-3-Jährigen niedrig, zu wenig ganztägige Einrichtungen.
Schwarzach. Was bei den Kindern zwischen drei und fünf Jahren gut funktioniert, da gibt es bei den Unter-3-Jährigen noch Nachholbedarf. 90 Prozent der 3-Jährigen und je 100 Prozent der 4- und 5-Jährigen befinden sich in Vorarlberg in Kinderbetreuungseinrichtungen. Bei den jüngeren Kindern zeigen die Betreuungsquoten allerdings ein anderes Bild. Von allen 2- bis 3-Jährigen sind es nicht einmal die Hälfte, bei den 1- bis 2-Jährigen knapp 18 Prozent, bei den Unter-1-Jährigen nur 0,3 Prozent. Eine geringe Quote, gilt es doch, das Barcelona-Ziel (Betreuungsplätze für 33 Prozent der Unter-Dreijährigen) der EU bis 2015 zu erreichen. Und es wirft die Frage auf, ob es daran liegt, dass es nicht genügend Plätze gibt oder ob die Nachfrage seitens der Eltern einfach nicht vorhanden ist.
Davon, dass Vorarlberg zudem bei den Schließungstagen im Bundesländervergleich unten angesiedelt ist, ganz zu schweigen. Wer da berufstätig ist, tut sich schwer. Denn die meisten Einrichtungen, das zeigt die aktuelle Statistik des Landes, haben oft nur vormittags geöffnet. Dabei wird immer wieder die Wichtigkeit von flexibleren Arbeitszeiten und einem Ausbau der Kinderbetreuung öffentlich betont. Geht es doch darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Eltern möglich machen, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Gerade die Kinderbetreuung in den Ferienzeiten stellt die Familien immer wieder vor große Herausforderungen. Vor allem dann, wenn – wie in Vorarlberg – die Kinder mehr Ferientage haben als eine berufstätige Mutter überhaupt Urlaub. Und so verwundert es nicht, dass in Vorarlberg immer mehr Betriebe angefangen haben, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass eine entsprechende Kinderbetreuung für viele ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wichtiges Kriterium ist und haben wie der Kunststoffspezialist Alpla, A.M.I in Feldkirch, Zima im Dornbirner elements, Head in Kennelbach oder Heron hausinterne Betreuungslösungen für die Kinder ihrer Mitarbeiter geschaffen. Genauso das Land mit seiner landeseigenen Kinderbetreuungsstätte und den Kindergärten bei den Landeskrankenhäusern Feldkirch und Rankweil. Und immer öfters sprechen Geschäftsführer auch davon, sich ihre Standortgemeinde nach dem Angebot der jeweiligen Kinderbetreuung auszusuchen.
Überbetriebliche Lösungen
Weiterer Vorreiter ist die Prisma Unternehmensgruppe, die an den Vorarlberger Standorten Millennium Park Lustenau, Interpark Focus Röthis, Am Garnmarkt in Götzis und Campus Dornbirn sowie in Friedrichshafen überbetriebliche Lösungen anbietet. Das heißt, auch kleine Firmen, die selbst nicht die Möglichkeit einer hauseigenen Kinderbetreuung haben, können ihren Mitarbeitern Betreuungsplätze bieten. Weiterer Vorteil: bereits Kinder ab einem halben Jahr werden aufgenommen, die Tagesöffnungszeiten sind von 7.30 bis 18.00 Uhr inklusive Mittagsbetreuung und es gibt begrenzte Ferienzeiten von maximal drei Wochen im Sommer. Finanziert werden diese Einrichtungen gemeinsam mit Bund, Land, Gemeinden, Unternehmen und Eltern. Die Plätze sind durchwegs ausgebucht, was eine Antwort auf die vorher aufgeworfene Frage geben könnte.
„Nicht Aufgabe der Betriebe“
Für Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Vorarlberger Industriellenvereinigung, ist alles, was von den Unternehmen in Sachen Kinderbetreuung aus Eigeninitiative passiere, sehr zu begrüßen. Allerdings sei die Zurverfügungstellung eines Angebots trotzdem immer noch Aufgabe der öffentlichen Hand. „Weil das nicht funktioniert, nehmen die Betriebe das Heft selber in die Hand. Das ist ein zusätzlicher Anreiz für die Mitarbeiter, um Beruf und Familie zu vereinbaren.“ Allerdings müsse man auch bedenken, dass sich das nicht jedes Unternehmen leisten könne, denn die Hauptaufgabe bleibe es immer noch, positiv zu wirtschaften.
In Vorarlberg werden in den 103 Kinderbetreuungseinrichtungen, 69 Spielgruppen, und 284 Tagesmüttern über 5000 Kinder betreut. In den 246 Kindergärten sind es 9400 Kinder.
Kinderbetreuung sollte Aufgabe der öffentlichen Hand sein.
Mathias Burtscher, IV
Fakten
Kinderbetreuungsquoten nach Alter und Einrichtung
» Unter 1: 0,3
» 1–2: 17,5
» 2–3: 48,7
» 3–4: 90
» 4–5: 100
» 5–6: 100