Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Leistung muss sich lohnen

Markt / 18.06.2014 • 22:15 Uhr

Banker bekommen Prämien, Manager ebenfalls – wenn sie ihre Ziele erreichen. Daran hat sich nichts geändert, obwohl ein Zusammenhang der Boni-Zahlungen mit dem Banken-Crash 2009 und mit den bis heute zu spürenden Auswirkungen der Wirtschaftskrise erwiesen ist. Es gibt bedeutende Wirtschaftstheoretiker und Praktiker, die von solchen Prämien abraten, weil sie nicht nur Leistung fördern, sondern auch zu durchaus fragwürdigen Geschäftsmethoden verleiten.

 

Diese Entwicklung und vor allem die Tatsache, dass sich am Geschäftsmodell bei den damaligen Auslösern nichts geändert hat, wird zurecht kritisiert. Vor allem Politiker sind es, die mit dem Finger auf die Wirtschaft zeigen und „Haltet den Dieb“ rufen. Das ist im Grunde durchaus ehrenhaft und Pflicht ordentlicher Volksverteter. Allerdings ist es mehr als zweifelhaft, ob das nun ernst gemeint ist oder nur der Stimmenoptimierung geschuldet ist, ob die Aussender dieser Botschaften überhaupt wissen, wovon sie reden und ob die Forderungen für alle gelten oder nur für manche.

 

Gerechtigkeit bei der Entlohnung soll in der Privatwirtschaft gelten, es geht nicht an, dass Boni bezahlt werden und dann die Steuerzahler z. B. Banken retten müssen. Gerechtigkeit bei der Entlohnung muss aber auch dort gelten, wo man sich gemeinhin selbst die Löhne zuteilt. So wie Politiker das machen.

 

Ohne einen Funken von Selbstkritik, ohne schlechtes Gewissen und mit null Gespür für die Stimmung, die im Land herrscht, wird die Apanage erhöht. Diesmal sind es es die Spesen, die einfach nicht mehr reichen, und auch die Erhöhung der Parteienförderung ist nach Ermessen unserer politischen Klasse durchaus in Ordnung. Keine Diskussion über die Politikverdrossenheit, kein Wort von Umfragewerten, die einer Bankrotterklärung für das politische System gleichkommen. Im Gegenteil: In Wien versteht man die ganze Aufregung nicht, überhaupt wäre es viel zu aufwendig, jetzt nochmals eine Diskussion über die Gelder zu führen, die sich das politische System selbst zur Verfügung stellt.

 

Leistung muss gerecht entlohnt werden: Wenn dieses durchaus vernünftige und mehrheitsfähige Prinzip überall angewandt wird, dann freuen wir uns als Steuerzahler darüber, dass einige Millionen Euro zur Finanzierung der Steuerreform direkt aus dem hohen Haus kommen.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862