Der jährliche Auftakt zum großen Feilschen

Am Donnerstag startet die Metaller-Lohnrunde: Die einen wollen eine ordentliche Erhöhung, den anderen geht es schlecht.
Wien. Mit der Forderungsübergabe starten am
Donnerstagvormittag die diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen für die Metallindustrie. Am Nachmittag werden dann sofort die ersten Verhandlungen mit dem Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie beginnen. Und die beiden Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Proyer (GPA-djp), stellen bereits im Vorfeld klar: „Die rund 180.000 Beschäftigten der Metallindustrie haben sich eine ordentliche Lohn- und Gehaltserhöhung verdient. Wir fordern ein reales Einkommensplus, auch um die Kaufkraft der Menschen und damit die Konjunktur zu stärken.“ Denn die Metallindustrie habe ein erfolgreiches Jahr hinter sich und stehe auch weiterhin wirtschaftlich solide da.
Das sieht der größte Verband, die Maschinen-
und Metallwarenindustrie (FMMI), allerdings anders. Dort zeichnet man ein düsteres Bild der Branche. „Uns geht es schlecht“, so Verbandsobmann Christian Knill, der das „Ende des Produktionsstandortes“ herauf- beschwört. Das wiederum macht GPA-Chefverhandler Karl Proyer „fassungslos“, dies grenze ja schon an ein „Standortbashing“.
Zahlen zeigen nach unten
In den vergangenen Jahren hätten die Konzerne jährlich rund zwei Milliarden Euro an die Eigentümer ausgeschüttet, so schlecht könne die Lage also nicht sein. Knill wiederum verweist auf Konjunkturdaten der Statistik Austria für den Industriesektor. Bei den Auftragseingängen habe es heuer inflationsbereinigt einen Rückgang von 3,7 Prozent gegeben. „Die Kennzahlen zeigen alle nach unten. Wir haben ein Strukturproblem und immer mehr Lecks in unserem Industrieschiff“, sagt Knill. Dies wirke sich mittlerweile schon auf die Zahl der Mitarbeiter aus, rund 2000 der 120.000 Arbeitsplätze seien seit dem Vorjahr verlorengegangen. Derzeit würden zehn Anträge für Kurzarbeit vorliegen. Sorgen bereitet Knill auch die Ukraine-Krise, denn Russland sei der fünftgrößte Exportmarkt für die Branche.
Schulterschluss gefordert
Knill fordert die Gewerkschaften zu einem Schulterschluss auf und mahnte einen moderaten Abschluss bei
den Kollektivvertragsverhandlungen ein. „Der Anstieg der Arbeitskosten um zwölf Prozent seit dem Jahr 2008 ist eine der größten Baustellen“, betont Knill. Bei der Arbeitszeitflexibilisierung sei man bisher noch zu keiner Einigung mit den Gewerkschaften gekommen, hier hofft Knill auf einen Durchbruch nach den Lohnverhandlungen.
Im letzten Jahr 2,8 Prozent
In der Metallindustrie arbeiten insgesamt rund 180.000 Personen, die in sechs Fachverbänden zusammengefasst sind. Heuer ist das dritte Jahr, in dem jeder Fachverband für sich verhandelt, sehr zum Ärger der Gewerkschaften. Im Vorjahr bekamen die Mitarbeiter im Schnitt um 2,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt, bei einer Jahresinflation von 2,4 Prozent. Für heuer wird von einer Teuerungsrate von 1,8 Prozent ausgegangen. Wie hoch die Lohnforderungen sind, und wo die Schmerzgrenze für die Arbeitgeber liegt, wird traditionell nicht vor der ersten Verhandlungsrunde bekannt gegeben. Eine Einigung in der ersten Gesprächsrunde gilt als ausgeschlossen, im Vorjahr waren fünf Verhandlungsrunden notwendig, garniert mit einer Streikdrohung.
Die Metaller sind traditionell stark gewerkschaftlich organisiert, ihre Lohn- und Gehaltsabschlüsse gelten zudem auch als Richtschnur für alle anderen Branchen, wobei die Metaller im Regelfall etwas über den anderen Branchen abschließen.
Wir kämpfen für einen ordentlichen Reallohnzuwachs.
Karl Proyer