Armutsfalle Selbstständigkeit
Vorarlberg habe sich auf einem normalen Niveau eingependelt, analysiert Sabine Welte vom KSV 1860 den Anstieg der Firmeninsolvenzen in Vorarlberg. Die letzten Jahre sei die Zahl der Pleiten weit unter dem österreichischen Durchschnitt gewesen, die Schuldensumme ist es ja auch heute noch. Es hat im Wesentlichen nur kleine Unternehmen getroffen, stellten die Kreditschützer in ihrer Bilanz fest. Also gibt es auch keine große Bewegung am Arbeitsmarkt, da im Durchschnitt „nur“ vier Arbeitnehmer betroffen sind.
Das stimmt nicht ganz: Im Durchschnitt ist natürlich die Unternehmerin oder der Firmengründer selbst auch betroffen. Die nackten Zahlen spiegeln nicht wirklich wider, wie sich eine Pleite auf das Leben der Insolventen auswirkt. Während nämlich Mitarbeiter zumindest finanziell abgesichert sind, geraten die glücklosen Selbstständigen nur allzu oft in eine Spirale, die ihnen wirklich an die Existenz geht.
Daran mögen sie auch selbst schuld sein, keine Frage. Die fehlende Vorbereitung vieler Gründer auf den Unternehmer-Alltag ist eine vermeidbare Ursache für das Scheitern. Denn es gibt Angebote, um sich das nötige Basiswissen für die Selbstständigkeit anzueignen. Man kann zusammen mit Fachleuten und der Bank Businesspläne erstellen, die mehr Sicherheit geben. Damit wäre schon ein großer Schritt getan.
Bewusstsein muss aber auch geschaffen werden, wenn es um die soziale Absicherung der Betriebsgründer geht. Denn oft fließt das wenige Kapital, das zur Verfügung steht, zur Gänze in die neue Firma. Oft wird das letzte verbliebene Geld dazu verwendet, sich noch eine Zeitlang über Wasser zu halten. Bis gar nichts mehr übrig ist.
Manche der gescheiterten Unternehmer wollten gar nicht Unternehmer werden. Sie bieten „unternehmensbezogene Dienstleistungen“ an, oft als Geschäftsidee, manchmal aber weil sie als Mitarbeiter samt Arbeit „ausgelagert“ und damit selbstständig wurden. Dass bei diesen Menschen der Eifer, sich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten, nicht immer ganz groß ist, ist verständlich.
Aufklärung tut not. Man muss diese Menschen, ob freiwillig oder unfreiwillig selbstständig, über die Risiken aufklären, über die „Armutsfalle Selbstständigkeit“. Entscheiden müssen sie dann selbst, wie sie sich und ihr Geschäft absichern. Denn die Entscheidung, was sie tun, treffen Unternehmer schließlich selbst. Genau das unterscheidet sie nämlich von Arbeitnehmern.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
Kommentar