Daten nicht unter Kontrolle

Markt / 08.10.2014 • 20:10 Uhr
Yvonne Hofstetter warnt vor Auswüchsen von Big Data.  Foto: Meusburger  
Yvonne Hofstetter warnt vor Auswüchsen von Big Data. Foto: Meusburger  

Deutsche Bestseller-Autorin Yvonne Hofstetter über die Macht der Maschinen.

Wolfurt. (VN-sca) „Ich bin wertkonservativ, ich beziehe mich damit auf die katholische Soziallehre“, stellte Yvonne Hofstetter am späteren Abend klar. Das war durchaus angebracht, denn die Autorin des Buches „Sie wissen alles – Wie intelligente Maschinen in unser Leben eindringen, und warum wir für unsere Freiheit kämpfen müssen“ brachte in ihrem Referat durchaus heftige Kapitalismuskritik vor. Und das auf Einladung des Wolfurter Wirtschaftsbundes und deshalb vor Unternehmern und Vertretern aller wichtigen Branchen. So einen Vortrag hört man sonst eher in anderen Zirkeln – auf keinen Fall vor Managern und Firmenchefs.

Yvonne Hofstetter weiß freilich, wovon sie schreibt bzw. spricht. Sie ist Geschäftsführerin des Unternehmens Teramark Technologies und entwickelt Systeme für die Auswertung großer Datenmengen. Auftraggeber sind große Firmen und Regierungsstellen. Und das macht ihre Mission auch so brisant.

Im deutschen Feuilleton wird die „Technologin“ deshalb zurzeit entweder gefeiert oder hart kritisiert, das Handelsblatt etwa rät, „ihren Warnungen zuzuhören. Ihr Buch ist ein tiefgründiges und doch zu jeder Zeit leicht verständliches Grundlagenwerk für die Welt von Big Data.“ Vor dem staunenden Publikum warnte sie: „Wir haben die Daten nicht mehr unter Kontrolle“, und berichtet, wie es dazu kam. Dass die neuen Technologien ihren Weg über die miltärische Nutzung und über die Finanzmärkte bis zu jedem von uns genommen haben. Und dass heute niemand mehr Kontrolle über seine Daten habe. Auch die Gesellschaft nicht.

Das Bewusstsein für die Gefahren, die davon ausgehen, wenn von Mathematikern programmierte Maschinen z. B. den Börsenhandel zu rund 80 Prozent unter sich regeln, sei nicht vorhanden. Und auch der Schutz des Individiums sei nicht gewährleistet. Weder bei den Endkunden, die im Internet gläsern werden, noch in der Politik. Es sei höchst an der Zeit, dass Regeln geschaffen werden, die den Einzelnen schützen und das Solidarprinzip nicht zerstören, warnte Hofstetter.

Die Autorin

» Yvonne Hofstetter, geboren 1966 in Frankfurt am Main, ist nach einem Studium der Rechtswissenschaften seit 1999 international in Softwareunternehmen tätig und für die Positionierung von Multi-Agentensystemen bei der Rüstungsindustrie und für den Algorithmischen Börsenhandel zuständig. Seit 2009 ist sie Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH, eines Unternehmens, das auf die intelligente Auswertung großer Datenmengen mit Optimierern und maschinellen Lernverfahren spezialisiert ist. Hofstetter hat auch Artikel zum Thema in Medien wie der FAZ publiziert.