Schweinefleisch und Kultur

Drei Minister, 25 Wissenschaftler und 100 Unternehmer in China auf Österreich-Tour.
Peking. (VN-sca) Der Zeitpunkt war eigentlich der falsche, doch WKÖ-Präsident Christoph Leitl wollte sich nicht abhalten lassen durch den Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas von seiner „Großen Tour“ nach China. Und wie sich herausstellte, war sein Plan so falsch nicht. Während andere Delegationen zu Hause blieben, werden nun die offiziellen Vertreter Österreichs in den Ministerien empfangen, können Verträge schließen und Kontakte knüpfen. „Das zeigt auch den Stellenwert, den man in China unserer Mission beimisst“, so Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, der gestern bereits Treffen mit dem chinesischen Chefverhandler für internationalen Handel Zhong Shan, dem Vizepremier für Handel Wang Yang, Handelsminister Gao Hucheng und einer Reihe weiterer Spitzenfunktionäre führte. An seiner Seite auch Außenminister Sebastian Kurz und Christoph Leitl.
Dieser wird heute das chinesisch-österreichische Wirtschaftsforum eröffnen und das vor 50 Jahren geschlossene Abkommen zwischen der WKÖ und dem China Council for the Promotion of International Trade (CCPIT) verlängern. Auch österreichische Unternehmen werden Verträge mit ihren chinesischen Partnern unterzeichnen. Österreich setzt mehr denn je auf China. Während die europäische Wirtschaft stagniert, wächst nämlich die chinesische auch heuer um sieben Prozent. Die Ausfuhren aus Österreich ins Reich der Mitte sind sogar um zehn Prozent gestiegen. „Bis 2020 wollen wir das aktuelle Handelsvolumen von zehn auf zwanzig Milliarden erhöhen“, so Leitl. Ebenfalls gestern wurde ein „Austria Channel“ beim größten Bewegtbild-Anbieter im chinesischen Netz eröffnet. Dort sollen den Chinesen die Kultur unseres Landes, der Tourismus, natürlich die klassische Musik und die Wirtschaft schmackhaft gemacht werden. Sieben Millionen Chinesen schauten bereits „Wien-Bilder“, nun sollen es noch mehr werden.
Russland-Verluste ausgleichen
Erfolge kann indes schon Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter vermelden. Das Veterinärprotokoll ist unterschriftsreif und öffnet den Österreichern den riesigen Markt für den Schweinefleisch-Export. Schon 2015 soll es losgehen. Zuvor konnte er schon in Korea ein solches Abkommen treffen. „Damit können wir die Verluste durch die Russland-Sanktionen mehr als ausgleichen.“
Unter den vielen Unternehmen, die im Tross reisen, ist keine Vorarlberger Firma. Die sind aber bereits vor Ort. Die Kabinenbahn zur großen Mauer von Doppelmayr ist bei den chinesischen Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Eher indirekt die Beteiligung der automotiven Industrie Vorarlbergs im Straßenverkehr: Deutsche Luxuslimousinen mit Vorarlberger Bauteilen prägen das Bild der 23-Millionen-Stadt. Und das Vorarlberger Architekturbüro Baumschlager Eberle hat im Siedlungsbau Wohnraum für Zigtausende Hauptstadtbewohner geschaffen. Im weiteren Verlauf der Wirtschaftsreise wird auch das Ausbildungsmodell der Firma Alpla besucht.

edited by Zsolt