Industrie sendet Alarmsignale

Markt / 30.10.2014 • 22:01 Uhr
Industrie sendet Alarmsignale

Industriellenvereinigung fordert Aufschrei wirtschaftsfreundlicher Bundesländer.

Lustenau. (VN-reh) „Herr Wallner, Herr Rauch, die Wahlen sind geschlagen. Jetzt geht es dringend an die Sacharbeit für einen wirtschaftsfreundlichen Standort, und vergessen Sie nicht, dass unser üppiges Sozialsystem nicht zuletzt von den internationalen Erfolgen unserer Betriebe abhängt“, diesen eindringlichen Appell richtet der Geschäftsführer der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Mathias Burtscher, an die Politik. Der Grund: Nicht nur in der österreichischen, sondern auch in der Vorarlberger Industrie setzt sich der Negativtrend fort. „Wir vernehmen derzeit unüberhörbare Alarmsignale aus den Vorarlberger Unternehmen“, so Burtscher weiter.

Das zeigt auch die aktuelle Konjunkturumfrage unter den Betrieben im Land. Die Kernaussage darin: Während sich die derzeitige Geschäftslage noch auf stabilem Niveau hält, werden Geschäfts- und Ertragslage im nächsten halben Jahr kritischer gesehen. „Das ist noch lange keine Krisenstimmung, aber alles andere als erfreulich. Die Hoffnung einer konjunkturellen Erholung bestätigt sich leider nicht. Grund dafür sind vor allem internationale Konjunkturentwicklungen und eine ausbleibende Verbesserung von heimischen Standortfaktoren“, sagt Burtscher.

Aufschrei notwendig

Das Ziel der Vorarlberger Industrie ist es laut Burtscher weiterhin, sich von der abwärts drehenden Spirale der gesamteuropäischen Konjunktur zu lösen und Arbeitsplätze und Wohlstand im Land zu sichern. Ein Aufschrei wirtschaftsfreundlicher Bundesländer sei aus diesem Grund nun von Nöten. „Das Feedback aus den Betrieben ist einhellig: Insbesondere auf Bundesebene sind die Betriebe mit der Performance der Politik nach wie vor nicht zufrieden“, erklärt der IV-Geschäftsführer weiter. Aufgabe der neuen Landesregierung sei es daher, nicht nur die Aufgaben in Landeskompetenz wahrzunehmen, sondern vielmehr geschlossen das Wort in Richtung Wien im Sinne des Industrie- und Arbeitsstandortes zu erheben. „Die Forderung eines wirtschaftsfreundlichen Bundeslands kann nur sein: Runter mit den Steuern und Abgaben für Betriebe und Mitarbeiter, mehr Eigenverantwortung für die Betriebe und Mitarbeiter und mehr Reformeifer etwa bei Bildung und Pensionen. Ich hoffe, dass Vorarlberg hier eine Vorreiterrolle übernimmt“, so Burtscher.

Druck auf Verkaufspreise

Weitere Details aus der Konjunkturumfrage im dritten Quartal, an der sich 42 Unternehmen mit insgesamt 21.424 Beschäftigten beteiligt haben: Negativ werden auch die Entwicklungen des Beschäftigtenstandes in den nächsten drei Monaten eingeschätzt. Der Druck auf die Verkaufspreise in drei Monaten bleibt hoch, das heißt, viele Unternehmen können ihre steigenden Kosten und Abgaben nicht ausreichend am Markt weitergeben. Und der Geschäftsklimaindex, das ist der Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen und der Geschäftslage in sechs Monaten, hat sich im Trend der ersten Jahreshälfte von 29,3 auf 19 Prozentpunkte verschlechtert.

„Versäumnisse der Politik“

Den bei der Metallerlohnrunde erzielten Abschluss sieht Burtscher indes zwar als positives Signal, dass man sich einigen konnte, „auch wenn der Abschluss im internationalen Vergleich hoch ist“. Dass der Staat aber die Hälfte der ausverhandelten Lohnerhöhung einkassiere, sei leistungsfeindlich. „Die Unternehmen können nicht ständig für die Versäumnisse der Politik aufkommen.“

Wir vernehmen derzeit unüberhörbare Alarm­signale.

Mathias Burtscher

Branchen im Detail

Die Maschinen- und Metallindustrie hält sich auf stabilem Niveau. Negativ ist der Blick in die Zukunft. Den Preisdruck am stärksten zu spüren bekommt die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Die Textilindustrie entwickelt sich von bescheidenem Niveau aus weitgehend stabil. Positive Signale kommen aus der Elektro- und Elektronikindustrie. Spürbar ist der Druck auf die Verkaufspreise und der pessimistischere Blick in die Zukunft.