“Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben”

Bludesch. Hämmerle kennt man im Land vor allem wegen der Automaten, die in vielen Firmen und Institutionen zu finden sind. Aber der größte Umsatzbereich ist heute der Großhandel mit den Füllprodukten. Im Interview spricht Geschäftsführer Markus Hämmerle über die Anfänge, die Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten, und wie sich die Geschmäcker verändert haben.
Vor 41 Jahren begann alles als Ein-Mann-Betrieb mit dem Aufstellen von Getränkeautomaten. Heute werden 63 Mitarbeiter beschäftigt. Was ist das Hämmerle-Erfolgsgeheimnis?
Hämmerle: 1972 haben meine Eltern die Firma gegründet und die Grundidee meines Vaters war, er betreibt am Vormittag Automaten und am Nachmittag hat er frei. Aufgrund eines massiven Vorsprungs in der Qualität ist das Geschäft dann aber massiv gewachsen. Die Philosophie meiner Eltern trage ich mit. Unser Hauptziel ist Qualität und Serviceleistung. Aus dem heraus ist die Kundenzufriedenheit gewachsen. Wir haben nie überdurchschnittliche Projekte oder Vorfinanzierungen gemacht, sondern sind gesund und Schritt für Schritt gewachsen. Denn wir waren und sind zufrieden, mit dem, was wir haben.
Wenn man an Hämmerle denkt, denkt man auch sofort an die Automaten, die aus vielen Betrieben nicht mehr wegzudenken sind. 4000 sind es an der Zahl. Welches Potenzial sehen Sie noch im Land?
Hämmerle: Wir begrenzen uns nur auf Vorarlberg. Dadurch können wir ein entsprechendes Servicenetz bieten und rasch reagieren. Man merkt aber eine Sättigung in gewissen Bereichen wie der Betriebsverpflegung. Darum haben wir uns vor zwei Jahren auch im Bereich Gastronomie weiterentwickelt. Davor hat sich der Büroservice als neues Betätigungsfeld gezeigt.
Sie führen auch einen Großhandel für Automaten-Füllprodukte. Welcher der Bereiche ist mittlerweile der größte Umsatzbringer?
Hämmerle: 30 Prozent ist Automaten-Service, das andere ist der Großhandel. Dort sind wir sehr erfolgreich unterwegs. Die Produkte werden in die Benelux-Länder, nach Frankreich, Ungarn, Kroatien, die Schweiz, Deutschland, Dänemark, Polen oder Litauen geliefert. Zwei Kunden haben wir sogar in Amerika.
Sie produzieren die Automaten-Füllprodukte selbst. Ist das üblich in der Branche?
Hämmerle: Das ist sicher eine Stärke von uns. Der Kunde hat dadurch nur einen Ansprechpartner. Bei uns bekommt er alles: eigene Produkte, Maschinen, technische Hilfestellung und Beratung. Oft geht es ineinander über. Ein Hotel braucht beispielsweise eine Gastro-Kaffeemaschine, ein Kapselgerät für das Sitzungszimmer und einen Snackautomaten in der Etage. Da haben wir alles bei der Hand.
Wie groß ist die Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen?
Hämmerle: Das hat sich sehr gewandelt. Früher hat man hauptsächlich Jahreskontrakte abgeschlossen. Heute sind die Märkte so volatil, dass man oft nur mehr Quartale fixiert. Heuer hat zum Beispiel Russland stark in die Marktsituation hineingespielt. Momentan gibt es schlechte Kaffeeernte-prognosen für Brasilien. Das wird wieder zu Erhöhungen führen. Man hat es nicht mehr so angenehm wie vor fünf Jahren. Das Risiko liegt aber nicht mehr nur im Preis, sondern auch in der Verfügbarkeit. Es ist nicht selbstverständlich, dass man immer alles bekommt. Im Bereich Fairtrade ist beispielsweise ein starker Bedarf da. So sind wir immer beschäftigt.
Was bedeutet das für den Kaffeepreis am Automaten?
Hämmerle: Da liegt unser Problem. Denn die Preiserhöhungen können wir nicht direkt weitergeben. Um 10 Cent teurer zu werden, müssen wir viele Jahre warten.
Wenn man täglich in den Firmen unterwegs ist, bekommt man auch viel mit. Was fragen die Kunden am stärksten nach, und inwieweit haben sich deren Geschmäcker auch verändert?
Hämmerle: Am beliebtesten ist nach wie vor der Cappuccino. Geändert haben sich die Geschmäcker aber in Richtung Lifestyle-Produkte wie Latte Macchiato oder auch Flavored-Getränke, also Cappuccino mit Vanille- oder Irish-Coffee-Geschmack.
Wohin geht die Reise? Was wird man künftig außer Kaffee noch am Automaten kaufen können?
Hämmerle: Die Branche ist an sich sehr breit aufgestellt. In unserer Region beschränkt sich das aber hauptsächlich auf Lebensmittel. Wenn man zum Beispiel nach Asien schaut, gibt es dort alles im Automaten – vom Schuhbändel bis zum Handy. Ob das bei uns einmal ein Thema wird, weiß ich nicht.
Sie haben 2011/2012 ihren Standort um 3000 Quadratmeter erweitert. War das Wachstum seither wie gewünscht und haben Sie noch genug Platz?
Hämmerle: Der Bauabschnitt wird derzeit voll genutzt. Aber es ist immer so – wenn man mehr Platz hat, wird dieser sofort verwendet. Wir hatten das Glück, dass wir jedes Jahr zweistellig wachsen konnten.
Wir setzen stark auf Mitarbeiterförderung und bieten viel, von Schulungen bis zur Laufsportgruppe.

Kennzahlen
» Standort: Bludesch
» Mitarbeiter: 63
» Exportquote: 75 Prozent
» Betriebsfläche: 4500 m2
» jährlicher Produktionsausstoß: 5200 Tonnen
» Genussautomaten in Vbg.: 4000
» Besitzverhältnisse: Markus Hämmerle (90%), Dieter und Brigitte Hämmerle (je 5%)
Zur Person
Markus Hämmerle
Geschäftsführer und Hauptgesellschafter der Hämmerle Kaffee GmbH in Bludesch
Geboren: 22. Juni 1972
Ausbildung: Handelsschule Bludenz
Laufbahn: 1991 Eintritt in den elterlichen Betrieb, zuständig für den Aufbau und den Vertrieb des Automatenservices, 1999 Geschäftsübernahme, Übersiedlung von Thüringen nach Bludesch, Neubau in den Jahren 2011/2012; Fokus auf Großhandel, seit Kurzem eigener Geschäftsführer für den Automaten-Service.
Familie: verheiratet mit Susanne, zwei Kinder (Stefanie und Andreas)