“Die Führung wieder zurückerobern”

Hannes Ametsreiter gilt als einer der einflussreichsten Manager Österreichs.
Schwarzach. (VN-sca) A1 und Telekom Austria sind die Nachfolgegesellschaften der ehemals verstaatlichten Telefonieanbieter und in Österreich Marktführer in ihren Bereichen. Als der mexikanische Telekommunikationsunternehmer Carlos Slim mit seinem Konzern América Móvil einstieg, war die Verunsicherung bei den Kunden, den Mitarbeitern und der Wirtschaft groß, hat sich aber wieder gelegt. Die VN sprach mit dem Manager über Wirtschaftspolitik, Wettbewerb und die Veränderungen in seinem Unternehmen.
Sie werden am Samstag zum Thema „Unternehmen Politik – kritische Reflexionen zur Wettbewerbsfähigkeit von Österreich und Europa“ am Podium sitzen. Wie wettbewerbsfähig ist Österreich tatsächlich?
Hannes Ametsreiter: Die Stimmung ist schlechter, als die reale Lage wirklich ist. Aber in internationalen Rankings rutschen wir ab und verlieren an Wettbewerbsfähigkeit. Die notwendigen Reformen sind bekannt und wenn wir unsere Hausaufgaben machen, wird Österreich weiterhin eines der wohlhabendsten Länder der Welt bleiben.
Wie wettbewerbsfähig sind Österreich und Europa in Ihrer Branche – immerhin sitzen die größten Mobilkommunikationsunternehmer auf anderen Kontinenten?
Ametsreiter: Wir haben drei Anbieter in China, vier in den USA und 180 in Europa. Harter Wettbewerb und eine falsche Infrastrukturpolitik haben die Unternehmenswerte drastisch sinken lassen. Wir stehen vor einer Konsolidierungswelle, denn viele in der Branche sind zu klein. Unser Kontinent, der mit Nokia oder GSM-Technologie einmal Weltmarktführer war, hat die Führungsrolle an die USA und Asien abgegeben. Diese Führungsrolle müssen wir zurückerobern.
Wie verändert sich Ihr Unternehmen aufgrund der neuen Besitzverhältnisse? Werden Sie dadurch gestärkt, können Sie nach wie vor Entscheidungen treffen, die dem Land und Ihrer Gesellschaft nützen?
Ametsreiter: Wir sind in Österreich stark verwurzelt und die Republik hält unverändert 28,4 Prozent der Anteile. Durch unsere einzigartige Mischung haben wir aber auch die internationale Anbindung und die Rückendeckung eines der größten Telekomkonzerne weltweit. Davon profitieren alle.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Ametsreiter: Ich wünsche mir, dass die Politik Wort hält und mit Hilfe der Breitbandmilliarde die Internetversorgung in Österreich verbessert wird. Wir sind bereit, jeden Fördereuro zu verdoppeln und in den Breitbandausbau hier zu investieren. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, investieren wir in den nächsten Jahren zusätzlich rund 400 Millionen Euro.
Zur Person
Hannes Ametsreiter
Geboren: 20. 1. 1967 in Salzburg
Ausbildung: Universität Salzburg, anschließend MBA-Programm Pepperdine University (USA)
Laufbahn: Seit 1. April 2009 Vorsitzender des Management Boards und CEO der Telekom Austria Group. Seit 2010 zudem als CEO A1.
Familie: verheiratet, zwei Töchter