“Schwerpunkt ist, in den Sommer zu investieren”

Brand. Markus Comploj hat vor zwei Jahren der Schweiz den Rücken gekehrt und die Geschäftsführung der Bergbahnen Brandnertal übernommen. Dabei waren diese zwei Jahre aufgrund der Schneelage nicht gerade einfach, wie er im Gespräch mit den VN erklärt.
Sie sind seit zwei Jahren Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal. Wie zufrieden sind Sie mit dem Skigebiet und dem Tourismus im Tal?
Comploj: Prinzipiell sehr, nur war gerade der letzte Winter vom Schnee her schwierig. Letztes Jahr hatten wir zudem 16 Sturm- oder Föhntage. Das merkt man in der Bilanz. Der Tourismus an sich hängt immer von drei Faktoren ab: Wetter, Wirtschaft und Währung. Alle sind schwierig zu beinflussen. Bei der Währung sind wir mit dem hohen Anteil an Schweizer Gästen im Vorteil. Aber die Wirtschaftslage ist schwierig. Auch das Wetter war die letzten beiden Jahre schwierig. Wenn das Wetter gut ist, haben wir am Wochenende 7000 Menschen im Skigebiet, wenn nicht, gerade einmal die Hälfte.
Wie entwickelt sich der Sommer im Brandnertal?
Comploj: Heuer ist uns zugute gekommen, dass wir mit einem sensationellen Sommer ins Geschäftsjahr (Juli) gestartet sind. Da hatten wir einen Zuwachs von 100 Prozent bei Personen und Umsatz. Die Investitionen haben sich rentiert. Den Vorsprung haben wir im Dezember wieder verloren. Man merkt aber, wenn man im Sommer was tut, kann man dem Sommer einen ordentlichen Schub geben. Zuvor war der Anteil des Sommerumsatzes bei vier Prozent, heuer waren es schon zehn Prozent. Das Ziel ist zwischen 15 und 20 Prozent. Unser Schwerpunkt ist daher, in den Sommer zu investieren.
Die Konkurrenz unter den Skigebieten im Land ist groß. Wo ist das Brandnertal touristisch platziert, welche Gäste spricht man speziell an?
Comploj: Wir wollen uns als die Nummer-Eins-Familiendestination positionieren. Dazu haben wir einen überdurchschnittlich hohen Anteil an guten Hotelbetten und Gastronomie. Der sportliche „Kilometerfresser“ geht woanders hin. Zu uns kommen Gäste, für die der Genuss im Vordergrund steht. Die Positionierung geht in Richtung „Genussskifahren“. Wir haben zum Beispiel acht privat geführte Berggastronomien mit toller Atmosphäre und feinem Speisenangebot.
In den letzten Jahren wurde im Tal sehr viel investiert …
Comploj: Das ist aus der Geschichte heraus entstanden. 1998 wurden die Bergbahnen von der Familie Kinz zurückgekauft, 2006 folgte eine Kapitalaufstockung. In der Zeit hat es wahnsinnig viele Investitionen gegeben, und es stehen noch Projekte an. Die Orte haben sich stark entwickelt. Das Ziel der Gemeinde Brand sind mittelfristig 1000 zusätzliche Betten, um die Grundauslastung zu sichern. Der Tagesgast ist dann das Tüpfelchen auf dem i.
Ihre Branche hat mit verschiedenen Faktoren zu kämpfen: Klimawandel, Auflagen, veränderte Gästewünsche. Wie rüstet man sich für die Zukunft?
Comploj: Die Branche entwickelt sich immer mehr vom reinen Seilbahner zum Dienstleister. Wir versuchen, den Ablauf von der Anreise über den ganzen Tag bis zur Abreise zu verbessern. Da gehört viel mehr dazu als zu schauen, dass der Gast sicher in den Lift ein- und aussteigt. Beim Angebot werden die Bergbahnen viel mehr zum Gesamtanbieter. Das reicht von der Skischule bis zum Skiverleih. Dadurch bleibt von der Wertschöpfung viel mehr im Unternehmen.
Stichwort Ländle-Skicard. Kurz vor dem Saisonbeginn konnten Sie eine „kleine“ Ländle-Skicard präsentieren. Wie wird diese Karte im Land angenommen?
Comploj: Wir sind zufrieden mit dem Verkauf. Zahlen darf ich noch nicht nennen. Noch nicht zufrieden sind wir mit dem Angebot. Wir wollen die Karte hinsichtlich Skigebiete und auch Kartenangebot weiterentwickeln. Damit es beispielsweise „Montag bis Freitag“- oder Familien-Karten gibt.
Sie sind sehr initiativ geworden. Denn darüber diskutiert wurde viele Jahre lang …
Comploj: Im Sommer haben wir gesagt, wir müssen einen neuen Anlauf nehmen. Im Montafon sind viele neue Geschäftsführer, genauso wie in Damüls. Es sind aber auch langjährige Geschäftsführer wie in Mellau dabei. Dafür war es im Bregenzerwald schwierig. Wir haben es aber trotzdem durchgezogen. Jetzt gibt es die Karte, und wir wollen sie optimieren.
Sie waren zuvor in der Schweiz tätig. Gibt es große Unterschiede, kann man von den Schweizern etwas lernen?
Comploj: Die Schweizer sind in vielen Bereichen viel strukturierter unterwegs. Dort gibt es zu jedem Thema eine Studie. Da sind wir auch auf dem Weg, aber die Schweizer sind noch fundierter unterwegs. Gleichzeitig ist es aber auch ein Bremsschuh. Bei uns wird schneller mal etwas probiert. Das große Problem in der Schweiz ist auch der Investitionsstau, und es brechen ihnen die Frequenzen weg.
Für die Grundauslastung im Skigebiet braucht man Hotel- und Appartmentbetten.

Kennzahlen
» Erschließung ab 1951. 1962 bis 1998 im Besitz der Pfänderbahn AG, seit 1998 neue Gesellschaft
» Größte Gesellschafter: Gemeinde Brand 26 %, Gemeinde Bürserberg 20 %, Jägerbau 20 %, Köberl Kabinentechnik 7,7 %, Zech Kies 4,5 %.
» 14 Lifte, 55 km Piste, Bikepark
Zur Person
Markus Comploj
seit 2013 Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal
Geboren: 10. September 1977
Ausbildung: Höhere Technische Lehranstalt (HTL), Skilehrerausbildung, berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium an der Fachhochschule Chur, Marketing-Lehrgänge
Laufbahn: Skilehrer am Hochjoch, Kundenbetreuung bei CSA (Skischleifmaschinen/Aufbewahrungssysteme), Projektleiter in Sibirien, Geschäftsführer S1 Hotelerrichtungs AG in Savognin (CH), Tourismusdirektor in Savognin
Familie: verheiratet, zwei Söhne