Die Produktion im Wandel

Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie als Grundlage für die „intelligente“ Fabrik.
Lustenau. (ha) Die nächste industrielle Revolution steht vor der Tür. Wirtschaftsexperten, inzwischen aber auch Politiker, erwarten sich von „Industrie 4.0“ enorme Veränderungen, etwa im Bereich der Produktionsprozesse. Ausgewiesener Experte auf dem Gebiet ist Prof. Wilfried Sihn, in Fachkreisen auch als „Mister Industrie 4.0“ bekannt. Der Uni-Professor aus Wien beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und weiß deshalb, wie der Hase läuft. Es zeichnen sich tatsächlich enorme Veränderungen ab, wie über 200 Besucherinnen und Besucher aus Wirtschaft und Politik im Rahmen der Veranstaltungsreihe innovation(night, die im Competence Center Rheintal bereits zum 37. Mal stattfand, erfuhren.
Daten in Echtzeit
Warum „Industrie 4.0“ in Kreisen der Wirtschaft als vierte industrielle Revolution bezeichnet wird, hat gute Gründe. Grundlage der neuen Entwicklung ist wohl die immer vollständiger werdende Vernetzung der Industrie und ihrer Fertigungsprozesse, der Dienstleistungen oder Kommunikationstechnologien. Dabei spielt vor allem der Zugriff einer immer größer werdenden Datenfülle in Echtzeit eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung neuer Produkte. Sihn, Professor für Betriebstechnik und Systemplanung an der Technischen Universität Wien, nennt sie auch „intelligente“ Produkte. Wie etwa ein Koffer, voll mit Elektronik: Er bietet die Möglichkeit, den mitgeführten PC aufzuladen, oder er teilt dem Besitzer per SMS mit, wenn das Gepäckstück aufgebrochen oder gar gestohlen wird. „Über die Intelligenz eines Produktes kann man neue Geschäftsbereiche erschließen“, erwartet sich der Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH, dass immer mehr innovative Unternehmen erkennen, über welches Potenzial moderne Hochtechnologie verfügt.
Zukunft begonnen
Bei der Firma Claas, Herstellerin landwirtschaftlicher Maschinen, hat man ein Geschäftsmodell entwickelt, das sich auf moderne Datenübertragung stützt. Die riesigen Mähdrescher, die schnell einmal eine Million Euro kosten, werden kaum noch verkauft, können aber für eine gewisse Zeit gemietet werden. Technische Pannen würden das ganze System über den Haufen werfen. Deshalb sind die Monster bis unters Dach vollgestopft mit Sensoren, die ständig unzählige Daten an das Werk in Norddeutschland senden. So können Defekte behoben werden, lange bevor es zum Ausfall einer technischen Komponente kommt. Andere Firmen setzen auf ähnliche Systeme.
„Industrie 4.0“ lässt also große Umwälzungen in allen Bereich der Wirtschaft erwarten. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen, sondern ist ein jahrelanger Prozess, weiß Sihn, der selbst an weit über 300 Industrieprojekten mitgewirkt hat.














