Wachstumsschub kommt 2016

Markt / 08.06.2015 • 18:50 Uhr
Wachstumsschub kommt 2016

Nationalbank erwartet heuer nur schwaches Wachstum, 2016 soll Konjunktur anziehen.

Wien. (VN) Die Steuerreform sollte sich laut Konjunkturprognose der Nationalbank deutlich positiv auf die realen Einkommen und somit den privaten Konsum auswirken. Für 2016 wird ein kräftiger Wachstumsschub von prognostizierten schwachen 0,7 Prozent im aktuellen Jahr auf 1,8 Prozent erwartet. 2017 sollten es noch immer 1,6 Prozent sein. Der private Konsum steht laut Doris Ritzberger-Grünwald, Leiterin der Hauptabteilung Volkswirtschaft der Nationalbank, für rund 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Zur Diskussion über die Gegenfinanzierung der Steuerreform und speziell über das zentrale Kontenregister meinte OeNB-Chef Ewald Nowotny, dass dieses Thema zum Teil sehr uninformiert diskutiert werde. Es gehe um strukturelle Maßnahmen, nämlich die Steuerbetrugsbekämpfung. „Im Kern geht es darum, einen jetzt sehr komplizierten bürokratischen Vorgang zu vereinfachen“, sagte Nowotny. Wenn man für die Steuerreform aus fiskalischen Gründen eine Gegenfinanzierung haben wolle, müsste man hier konsequent sein, was aus Sicht der Notenbank „absolut unterstützenswert“ sei.

Investitionen steigen

Neben dem Konsum sollten in den kommenden beiden Jahren auch die Investitionen wieder anziehen und die Exporte zunehmen, erwartet die Notenbank. Für die Bruttoanlageinvestitionen prognostiziert die Nationalbank für 2016 und 2017 ein Wachstum um 1,6 bzw. 1,7 Prozent. Im laufenden Jahr dürften sie dagegen um 1,9 Prozent zurückgehen. Bei den Exporten wird für 2016 und 2017 ein Anstieg um jeweils 4,8 Prozent prognostiziert. 2015 wird dagegen nur ein Plus von 2,8 Prozent erwartet.

Als Hauptgründe für den erwarteten Aufschwung bei den Investitionen verwies Doris Ritzberger-Grünwald auf Umfragen, die auf eine Verbesserung der Auftragslage hinweisen, die günstige Finanzierungssituation und den steigenden Bedarf an Ersatzinvestitionen. Die Beschränkungen bei der Vergabe von Krediten hätten sich in Österreich zunehmend gelöst. Dadurch könnten die niedrigen Zinsen auch bei den Unternehmen ankommen.

Die Arbeitslosigkeit wird in Österreich im historischen Vergleich gesehen hoch bleiben, sagt die Prognose. Nach 5,6 Prozent 2014 dürfte die Quote laut Eurostat-Definition heuer auf 5,7 Prozent steigen und dort auch 2016 verharren, ehe 2017 ein leichter Rückgang auf 5,5 Prozent möglich scheint. Zurzeit liege Österreich in der EU noch an zweitbester Stelle, sagte Ritzberger-Grünwald, aber Österreich wird weiter zurückrutschen. Das Beschäftigungswachstum bleibe 2015 zwar trotz schwacher Konjunktur weiterhin kräftig, aber es wachse auch das Arbeitsangebot weiter stark an durch prozyklisches Verhalten, steigende Erwerbsquoten älterer Erwerbspersonen und den Zustrom ausländischer Arbeitskräfte, so die Nationalbank.

Österreich fällt zurück

Besorgt äußerte sich Nowotny dazu, dass Österreich gegenüber dem stärksten Handelspartner, Deutschland, zunehmend zurückfalle. „Es ist eine wirtschaftspolitische Herausforderung, dass Österreich als Industriestandort erhalten bleiben muss“, betonte er die Wichtigkeit der Industrie.

Hier gelte es wieder auf zukunftsträchtige Bahnen zurückzukommen. Zuletzt sei Österreich stark von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt worden. Die Nationalbank habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit dem Thema intensiv beschäftigen werde.